Besichtigung
des Schlosses und der Asamkirche in Sandizell
am 20.Oktober 2004
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Das Wasserschloss Sandizell 5 km
westlich von Schrobenhausen gilt als der bedeutenste Profanbau der
Gegend und ist der Stammsitz des gleichnamigen, zum ersten Mal im
Jahr 948 genannten Adelsgeschlechts, das 1790 in den Reichsgrafenstand
erhoben wurde.
Seit 70 Jahren gehört das Schloss zur Hälfte den Nachfahren
der Sandizeller Grafen und zur anderen Hälfte einer adeligen
Familie aus Niedersachsen.
Am 20.Oktober 2004 führte die Besitzerin der anderen
Hälfte insgesamt 29 Mitglieder des Landvolks Dachau durch
beide Teile des Schlosses und erläuterte anhand von Urkunden
und Einrichtungsgegenständen die geschichtlichen Ereignisse:
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1464 wird Sandizell in Steuerbüchern
als Hofmark und 1469 mit einem Dorfgericht aufgeführt.
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1496 sorgte Wolfgang von Sandizell
zu Unterwittelsbach durch seine guten Beziehungen zum bayerischen
Herzog dafür, dass das kurz vorher aufgelöste Benediktinerkloster
Altomünster dem Orden der Birgitten geschenkt wird. Er selbst
war zu diesem Zeitpunkt mit seiner Frau bereits (nominell) Mitglied
des Ordens. Später trat er in das Kloster Altomünster
ein.
Nachdem das Geschlecht der Sandizeller sich schon im 14. Jahrhundert
in vier Linien spaltet, wird bis 1540 auch der Stammsitz
zwischen zwei Brüdern aufgeteilt.
Im Jahr 1527 Ritter Wilhelm
von Sandizell zu Großhausen nimmt an der Erstürmung Roms
unter Karl von Bourbon teil und veralbert den in die Engelsburg
geflüchteten Papst derart, dass er damit in die Geschichte
eingeht.
Die Sandizeller stellten auch den
50. Bischof von Freising: Moritz von Sandizell (+ 1567),
gleichzeitig Bischof von Münster, Lüttich (Liege) und
Hildesheim, sowie Elektor von Köln.
Im 30-jährigen Krieg, der Bayern
erst 1632 erreichte, brannten die Schweden das damalige Renaissanceschloss
bis auf den noch heute bestehenden Ostflügel ab. Zunächst
konnte es nur in bescheidenem Ausmaß restauriert werden.
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Weltgeschichte wurde hier am 8. August
1704 geschrieben. Damals hielten die zwei herausragenden Feldherren
der Zeit, Herzog John Marlborough und Prinz Eugen von Savoyen im
Schloss Sandizell Kriegsrat. Mit Erfolg. Fünf Tage später
leitete die berühmte Schlacht bei Höchstädt eine
weltpolitische Wende ein: Frankreichs Hegemonie in Europa wird beendet
und Englands Aufstieg zur Weltmacht beginnt.
Bayern, das an der Seite Frankreichs
gekämpft und verloren hatte, wurde die nächsten zehn Jahre
von den Österreichern besetzt. Der bayerische Herzog Max Emanuel
floh in die Niederlande. Ein bayerischer Aufstand (Mordweihnach
von Sendling, Schmied von Kochel) misslang.
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Freiherr Max Emanuel von und zu
Sandizell (1702-1778), der u.a. Kommandant von Ingolstadt war konnte
dem Familiensitz wieder neuen Glanz verleihen. Von 1749 an erhielt
das Schloss seine endgültige dem Rokoko entsprechende Gestalt.
1756 wurde die
Schlosskapelle mit Deckenfresken von Ignaz Baldauf (der auch
die Kirche in Lauterbach bei Altomünster ausgemalt hat)
verziert und durch einen von Friedrich Schwertführer und
Anton Diessmeier geschaffenen Schnitzaltar ausgestattet. Die
Darstellungen sind primär christologisch geprägt.
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Nachdem Sandizell seinen Eigentümern
stets als Sommersitz und Rahmen für glänzende Feste, große
Jagden oder anregenden Gedankenaustausch diente, war es durch den
volksverbundenen Grafen Carl Max, selbst ein erfolgreicher Ralleyfahrer,
bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts auch ein Treffpunkt
des internationalen Automobilsports.
Schon in den letzten Jahrzehnten
öffnete der idyllisch gelegene Herrensitz, etwa anlässlich
festlicher Konzerte, die von den Schlosseigentümern Marie Elisabeth
Jaeck und Paula Gräfin Sandizell bis 1986 veranstaltet wurden,
immer wieder seine Tore für eine interessierte Öffentlichkeit.
Seit 2002 kann das Schloss auch für
Hochzeiten gemietet werden.
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Asamkirche
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Freiherr Max Emanuel
von und zu Sandizell ließ ab 1735 auch die zugehörige
Hofmarkskirche neu erbauen und von hervorragenden Künstlern
ausstatten. So gehen die Altäre auf Egid Quirin Asam zurück
und machen aus dem Gotteshaus ein Kleinod des altbayerischen
Rokoko. |
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Die Gebrüder Cosmas Damian
Asam und Egid Quirin Asam (geb. 1. Sept. 1692 in Benediktbeuern,
gestorben am 29. April 1750, in München) waren Bildhauer, Maler und
Baumeister. Sie gehören zu den wichtigsten Vertretern des deutschen
Spätbarocks und haben hauptsächlich in Süddeutschland gearbeitet.
Cosmas Damian Asam arbeitete als Maler und Architekt, Egid Quirin Asam
als Stuckateur und Bildhauer.
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Nach dem Besuch in Sandizell
machten wir in Gachenbach unterhalb der Wallfahrtskirche Maria Beinberg
Brotzeit. |
2.11.2004
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