Gruppe Spurensucher
der Kath. Landvolkbewegung
Ein Tag in Haimhausen
Am 29. April 2012 trafen sich
Mitglieder der Gruppe Spurensucher in Haimhausen. Dabei besuchten sie
drei Kirchen bzw. Kapellen und beschlossen den Tag mit einer Brotzeit
beim Postwirt.
Das Angebot der Gruppe
Spurensucher besteht seit über 5 Jahren und richtet sich an alle
KLB-Mitglieder in der Diözese. Das Programm wird meist in Zusammenarbeit
mit den Kreisverantwortlichen durchgeführt. Ziel der Veranstaltungen
ist die kulturelle, religiöse, spirituelle und landeskundliche Bildung
sowie geselliger Austausch. Damit wird insbesondere die Kommunikation
der KLB-Mitglieder auf Diözesanebene gefördert. Das Organisationsteam
setzt sich aus Mitgliedern von fünf KLB-Landkreisgruppen unter der
Leitung von Resi Gasbichler zusammen.
1.Station
- Wallfahrtskirche Inhausen
Das Treffen begann in der früheren Wallfahrtskirche
Inhausen mit einer kleinen Andacht, musikalisch begleitet von Hanne Müller
und Angelika Gorny auf Klarinette und Gitarre und einer anschließenden
Kirchenführung von Hans Schertl.
Die heutige Kirche Maria Himmelfahrt
wurde 1450/60 an der Stelle einer bereits 829 erwähnten Vorgängerkirche
vom Bayerischen Herzog Albrecht III., dem Frommen, errichtet. Grund
war eine bereits bestehende Wallfahrt, nach Maria Bogenberg- eine
der ersten Marienwallfahrte Bayerns. Berühmteste Wallfahrerin
war die Gattin des bayerischen Kurfürsten Maximilian, für
die eigens ein Oratorium eingebaut wurde.
1660 statteten die Haimhausener Hofmarksherren die Kirche im barocken
Stil neu aus und nutzten das Gotteshaus auch als Grablege für
ihre Familie. Der Schädel des Stifters ist in einer offenen
Nische im Altarraum ausgestellt.
Blickpunkt am Hochaltar ist ein Kranz von versilberten Relieftafeln
mit Motiven der 15 Rosenkranz-Gesätze. Sie umgeben eine Muttergottesfigur,
eine Nachfolgestatue des früheren Gnadenbildes. Assistenzheilige
über den Durchgängen für die Wallfahrer sind die
überlebensgroßen Figuren von Joh.d.Täufer und St.Franziskus,
den Namenspatronen der Stifter.
Die Seitenaltäre sind
Heiligen Familien gewidmet. Links Maria, Josef und Jesus, rechts
Anna, Joachim und Maria. Die Altäre und Figuren stammen vom
Bildhauer Hörndl aus Freising.
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Die Deckengemälde
hat im Jahr 1761 Johann Georg Dieffenbrunner geschaffen, einer der bekanntesten
regionalen Maler seiner Zeit.
Im Altarraum zeigt es Moses vor dem brennenden Dornbusch. Dieser
Bildtypus steht in engem Zusammenhang mit der Marienverehrung in Inhausen:
Der brennende Dornbusch war damals ein geläufiges Symbol für
die Jungfräulichkeit Mariens, da er vom Feuer erfasst, aber nicht
von ihm verzehrt wird.
Der Mittelteil des Gemäldes im Kirchenschiff (siehe Bild unten
mitte) stellt die auf der Erdkugel kniende Maria dar, die Fürbitte
für die Menschheit einlegt. Ein Engel zu Füßen Mariens
schüttet aus einem Füllhorn Gaben für die Menschen herab.
Dabei handelt es um geweihte Rosenkränze und Medaillen, ehedem wie
heute beliebte Wallfahrtsdevotionalien. Sie sollen die Gnaden der Muttergottes
versinnbildlichen.
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Asiaten
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Europäer
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Fürbitterin
Maria
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Afrikaner
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Amerikaner |
Die Menschen in den vier Ecken
sind als Vertreter für die vier damals bekannten Erdteile zu sehen.
- Die Asiaten sind durch eine reichgekleidete Frau mit Turban und
bekrönendem Halbmond symbolisiert.
- Die Europäer werden durch eine reichgekleidete Frau mit
Diadem dargestellt. Sie weist mit der linken Hand auf die Kaiserkrone,
die auf einem blauen Kissen vor ihr liegt. Daneben steht Papst Clemens
XIII., dessen Insignien, die Tiara (Papstkrone) und das dreifache Kreuz,
von Klerikern gehalten werden.
- Die Afrikaner vor einer Palme tragen wallende Gewänder und
Reiherfedern auf dem Kopf oder Spitzhüte. Eine Schale mit Perlmuscheln
stellt den Reichtum Afrikas dar.
- Die Amerikaner werden als dunkelhäutige, zum Teil halbnackte
Menschen mit dem traditionellen Kopfschmuck der Indianer Mittel- und Südamerikas
gezeigt.
2.Station - Schloss
und Schlosskirche Haimhausen
Nach einer rd. 2 km langen
Wanderung erreichten wir den Schlossbereich Haimhausen; wobei einige dem
köstlichen Eis im neueröffneten Cafe vor dem Schloss nicht widerstehen
konnten. Mit etwas "Schleckverspätung" betraten wir den
versperrten Schlosshof, wo uns Schloss- und Kirchenführerin Gabriele
Kunz erwartete.
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Sie schilderte uns den
Bau des Schlosses, das 1740 hier nach Plänen des Münchner
Hofbaumeisters Francois Cuvillies errichtet wurde. Vorgängerbauten
(z.T. an anderer Stelle) reichten bis ins 13.Jh zurück. Interessant
auch die Geschichte der Schlossherren, die von der Fam. Viehpeckh,
den Grafen von Haimhausen, der Familie Butler mit irischen Wurzeln
und der Familie v. Haniel, Industrielle und Diplomaten aus dem Ruhrgebiet,
reichten. Der Familie Haniel gehören noch der umfangreiche landwirtschaftliche
Grundbesitz, die Brauerei und das E-Werk. Das Schloss wurde 1983 an
Hans Daxer and Louise Piech (Porscheerbin) und 1997 von diesen an
die Bavarian International School (BIS) verkauft. |
Die BIS betreibt in den
Schlossgebäuden und ausgedehnten Erweiterungsbauten einen Schulkomplex
für 950 Schüler und Vorschüler aus über 40 Nationen.
Schulsprache ist Englisch. Die Schüler sind meist Kinder von
Diplomaten und Gastarbeitern, die häufige Versetzungen in Kauf
nehmen müssen. Es werden aber auch deutsche Kinder aufgenommen.
Hier in der BIS erhalten sie einen Abschluss nach amerikanischem Recht,
der in den meisten Ländern der Welt anerkannt wird und dem deutschen
Abitur entspricht. Die Schüler werden täglich in hunderten
von Privatautos und Kleinbussen von ihren Wohnorten im Norden Münchens
und Umgebung nach Haimhausen gebracht und wieder abgeholt. Die Kosten
sind erheblich: Die Aufnahmegebühr beträgt einmalig 10.000,
die laufenden Gebühren 11.000 bis 15.000 Euro pro Jahr. Allerdings
gibt es auch Stipendien für Kinder, deren Eltern sich die Gebühren
nicht leisten können. |
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Schlosskapelle
Die Kapelle im Schloss Haimhausen
wurde ab 1740 zusammen mit dem Schlossneubau an der Stelle einer älteren
Kapelle errichtet und am 14. Oktober 1749 vom Freisinger Weihbischof von
Werdenstein feierlich eingeweiht. Es ist mindestens die vierte Schlosskapelle,
die in Haimhausen im Laufe der Jahrhunderte gebaut wurde. Architekt des
Schlosses und damit auch der Schlosskapelle war der berühmte Francois
Cuvilliés der Ältere (1695-1768). Die Ausgestaltung des Kapelleninneren
übernahm im Wesentlichen der flämische Künstler Egid Verhelst
mit seinen Söhnen Ignaz und Placidus.
Die Einrichtung ist ganz einheitlich im
feinsten Spätrokoko, größtenteils wohl auch nach den Plänen
Cuvilliés'gearbeitet. Die Stuckarbeiten und die Altäre stammen vom
flämischen Künstler Ägid Verhelst (1696-1749) und seinen
Söhnen. In der Kapelle stehen drei Altäre. Der Hochaltar erinnert
in der Figur des Geißelheilands von 1660 (einer der ersten Figuren
dieses Typs) an Christus, den Erlöser der Welt (Salvator mundi).
Deckengemälde
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Berühmt ist die Schlosskapelle
wegen ihrer Deckengemälde, die von Joh. Georg Bergmüller
1750 geschaffen wurden. Das große Bild zeigt die Rückkehr
Christi auf den Thron der Dreifaltigkeit; ein in der Kirchenmalerei
sehr seltenes Motiv.
Im oberen Teil hält Gottvater
das Flammenschwert des Jüngsten Gerichts und weist mit der
linken Hand auf den leeren Platz zu seiner Rechten. In der Mitte
kniet Christus mit dem Kreuz auf der großen, von Flammen umzüngelten
Erdkugel, auf der die vier damals bekannten Kontinente zu erkennen
sind. Sein purpurner Mantel ist Hinweis auf die durchlittene Passion.
Auf dem Pupurkissen auf dem Thron liegen Krone und Zepter für
den Salvator Mundi bereit. Engel helfen das Kreuz tragen, das er
seinem himmlischen Vater vorweist als Zeichen, dass er den Kampf
in Gethsemane bestand und den Kelch getrunken hat. Weitere Engel
haben die Hände gefaltet und bitten für die brennende
Erde. Auch Christus verweist auf sie: der Salvator Mundi bittet
für die Menschheit um Gnade.
Der Heilige Geist hat nicht
-wie sonst üblich- die Gestalt einer Taube, sondern wird in
menschlicher Gestalt als junger Mann in weißem Kleid mit Flügeln,
dargestellt (im Bild oben rechts). Er hält in der einen Hand
ein Zepter mit der anderen Hand weist er auf Christus. So kennen
wir den Heiligen Geist im Allgemeinen nur aus mittelalterlichen
Dreifaltigkeitsbildern. Das war 1745 zwar schon verboten worden,
doch Schlossherren fühlten sich bei der Ausstattung ihrer Privatkapellen
daran nicht gebunden.
Eingefasst sind diese Gemälde
von farbigen Rocailleverzierungen und einem von Putten angehobenen
blauen Vorhang, der nach oben hin im weiten S-Schwung abschließt.
Um das Hauptgemälde sind in
kleineren Gemälden die Vertreibung aus dem Paradies (Sünde)
und Christus am Ölberg (Opfertod) dargestellt. Christus ist
der Erlöser der Menschheit, die durch die Schuld Adams und
Evas der Sünde verfallen ist. Die Erlösung von dieser
Schuld wird im Opfertod Christi am Kreuz vollzogen.
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In den ornamentalen Durchbrüchen
an den vier Ecken sind die vier Evangelisten mit ihren Attributen
(Symbolen) dargestellt; es sind geflügelter Mensch, geflügelter
Löwe, geflügelter Stier und Adler.
Im Zuge der großen Renovierung
in den Jahren 2006 bis 2010/11 wurden auch die Deckengemälde
(mit Kosten von 650.000 Euro) erneuert. Die Decke der Kirche war
extrem einsturzgefährdet, weil sich im letzten Jahrhundert
die Dachkonstruktion über die Tragmauern um bis zu 50 cm nach
außen geschoben hatte. Dies konnte zwar nicht mehr rückgängig
gemacht werden; doch der Bau wurde auf diese Weise wenigstens gesichert.
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3. Station
- Klausenkapelle Maria Loreto
Auch durch die dritte Station, die Klausenkapelle
im früheren Schlosspark, führte Gabriele Kunz.
Das auch "Butzküahkapelle"
genannte kleine Gotteshaus liegt unmittelbar hinter dem Einfahrtstor
zum Schlosspark, hinter Bäumen und Büschen versteckt.
In der angebauten ehemaligen "Klause", der Wohnung des Klausners,
ist jetzt ein Restaurant (Schlossklause) untergebracht.
Die Kapelle wurde um 1695 vom Hofmarksherrn
Franz Ferdinand Reichsgraf von und zu Haimhausen (1687 - 1724) erbaut.
Die Inneneinrichtung wurde fast ausschließlich
unter Verwendung von Baumrinde, Schuppen von Tannenzapfen, Muscheln,
Perlen und Kieselsteinen äußerst originell gestaltet.
Dies hat dem kleinen Gotteshauses den volkstümlichen Namen
"Butzküahkapelln" (Butzküah = Tannenzapfen) eingebracht.
Ihr Schöpfer war der dort
als Klausner lebende Norbert Scheidler. Da der Klausner aber in
der Zeit von 1722 bis 1792 lebte, bedeutet dies, dass die jetzige
Ausstattung erst mehrere Jahrzehnte nach dem Kapellenbau entstanden
ist.
Die Klause ist zwar der Muttergottes
von Loreto geweiht; das Marienbild ist aber nach neueren
Erkenntnissen eine Kopie des Gnadenbildes von Neukirchen beim Heiligen
Blut mit einem Schwert im Kopf Mariens. Das Bild steht in einem
reichen Rokokoschrein. Flankiert wird der Schrein von Gestalten
der Heiligen Franziskus und Antonius. Den Körben,
die sie auf ihren Köpfen tragen, entsprießen aus Muscheln
geformte Blumen. Ihre Kutten sind aus Tannenzapfenschuppen gebildet.
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Selbst das Deckengemälde
wird umrahmt von kunstvoll gestalteten Ornamenten aus Baumrinde, Schuppen
von Tannenzapfen, Muscheln und Kieselsteinen.
Die Kapelle ist im Besitz der Familie von Haniel.
4. Station - Brotzeit beim Postwirt
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Zum Abschluss des
Tages gab es in der Wirtschaft zur Post, (ebenfalls ein Haniel-Gebäude)
eine Brotzeit und dazu ein Bier der Schlossbrauerei Haniel. |
Fotos: Resi Gasbichler, Hans Schertl
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