KLB-Archiv                    Arnbacher Gespräche


Weihbischof Bernhard Haßlberger

Das Interview
Bernhard Haßlberger
Weihbischof des Erzbistums München und Freising

Das Erzbistum München und Freising hat einen neuen Weibhischof: Bernhard Haßlberger, bislang Direktor des Bildungszentrums der Diözese auf dem Freisinger Domberg, erhielt gestern in der Liebfrauenkirche die Bischofsweihe. Der gebürtige Ruhpoldinger tritt als Bischofsvikar für die Seelsorgregion Nord die Nachfolge von Weihbischof Heinrich Graf von Soden-Fraunhofen an, der 1993 aus gesundheitlichen Gründen vom Dienst befreit worden war. Mit 47 Jahren ist Haßlberger der jüngste von insgesamt sechs Weihbischöfen in der Erzdiözese, darunter drei emeritierte.

 

Mit dem neuen Bischof sprach Cornelia Glees.

Kooperation und Dialog ist überlebensnotwendig

Auf der Einladung zur Bischofsweihe steht ein exotischer Titel: Der Papst hat Sie nämlich auch zum Titularbischof von Octaha ernannt. Wo liegt denn das?

Haßlberger: Ich hab'mir sagen lassen in der Nähe von Tunis. Nach kirchlicher Tradition muß ein Bischof auch immer eine Diözese haben. Als dann im Mittelalter die Weihbischöfe aufkamen, um die Ortsbischöfe zu entlasten, da hat man an diesem Prinzip festgehalten. In der Regel sind die Titular-bistümer ehemalige Diözesen in Nordafrika, die beim Islamsturm untergegangen sind. Sie waren nach eigenen Angaben überrascht über Ihre Ernennung. Es wurden auch andere Namen gehandelt.

Sind Sie ein Kompromißkandidat?

Haßlberger: Das weiß ich nicht. Ich weiß nicht, wer noch auf der Liste gestanden hat, die der Kardinal nach Rom gegeben hat. Da müßten Sie den Kardinal schon selbst fragen.

Und wie schätzen Sie sich selbst ein?

Haßlberger: Als Kompromißkandidat würde ich mich nicht sehen. Nach dem, was ich so gehört habe, haben mich offensichtlich nicht wenige der Dekane, des Priesterrats und des Diözesanrats der Katholiken vorgeschlagen.

Welche Aufgaben sind Ihnen denn jetzt am wichtigsten?

Haßlberger: Mit Sicherheit wird ein wesentlicher Schwerpunkt die Sorge für die Seelsorger sein. Sorge heißt, im Gespräch die Arbeit weiterzuentwickeln und sich auch gegenseitig zu ermutigen.

Die katholische Kirche wird oft kritisiert. Sind Sie mit dem Zustand der Kirche zufrieden, was müßte sich ändern?

Haßlberger: Da müßte sich vieles ändern. Was sich mit Sicherheit ändern muß - ich spreche jetzt nur für unsere Diözese - ist das bessere Miteinander, im Kirchlichen nennt man das Geschwisterlichkeit. Kooperation und Dialog, das ist heutzutage überlebensnotwendig. Dafür muß man im Gespräch werben.

Geschwisterlichkeit ist ein schwammiger Begriff. Heißt das konkret, es müßte mehr Demokratie in der Kirche geben?

Haßlberger: Natürlich ist das etwas schwammig. Dahinter verbirgt sich mit Sicherheit vieles. Ich denke da erst einmal an Transparenz. Wo man über Vorgänge Bescheid weiß und auch informiert wird, da werden schon viele Vorurteile und Ängste abgebaut. Ich glaube, wir sind in der Kirche schon auch geprägt von einer Angst und Vorsicht. Und Angst war noch nie ein guter Ratgeber.

Man wirft den Bischöfen schon mal vor, daß sie - einmal im Amt - sich eher loyal gegenüber kirchlichen Autoritäten verhalten als gegenüber ihren Gemeinden. Vor allem, wenn dort Kritik geübt wird. Wie wollen Sie mit diesem Spagat zurechtkommen?

Haßlberger; Ehrlich gesagt, ich weiß es noch nicht. Ich denke, eine wichtige Aufgabe eines Bischofs ist sicher, die Kirche zusammenzuhalten. Das bedeutet bei dieser großen Bandbreite in der Kirche zweifellos ein Spagat. Da wird man vieles aushalten müssen. Einerseits bin ich nun stärker in den größeren Zusammenhang Kirche eingebunden und muß größere Verantwortung tragen. Andererseits kann ich aber auch das nicht aufgeben, was bisher meine Meinung war. Das kann Spannungen mit sich bringen. Ich muß das aushalten.

Sie sind 1977 zum Priester geweiht worden. Das war noch vor dem Pontifikat Johannes Pauls II., damals war noch der Reformgeist aus der Zeit des Konzils zu spüren. Würden Sie heute noch mal Priester werden?

Haßlberger: Ja, eindeutig. Es war zwar damals noch eine etwas andere Zeit. Als ich 1968 angefangen habe zu studieren, war ein Riesenaufbruch da. Ich habe mir das aber damals sehr gründlich überlegt, und vielleicht kommt mir die Nüchternheit eines Gebirglers zugute. Ich habe mich nicht weihen lassen im Hinblick auf bestimmte Strömungen oder Personen. Ein Jahr vor meiner Weihe ist Kardinal Döpfner gestorben, das hat mich schon sehr rumgeschmissen. Aber das war für mich nicht entscheidend, so wie andere, die dann gesagt haben, jetzt könnten sie nicht mehr Priester werden. Ich sehe es nüchtern: In der Kirchengeschichte ist auf einen solchen Aufbruch immer auch eine Konsolidierung, wenn man so will, ein Rückschritt, gefolgt. Das ist irgendwo ein natürlicher Zyklus, auch wenn man sich das nicht wünscht. Also, ich wünsche mir das jedenfalls nicht.

Jüngstes Beispiel ist das für alle Zeiten festgeschriebene "Nein" des Papstes zur Priesterweihe von Frauen. Was sagen Sie den Frauen dazu?

Haßlberger: Meine feste Überzeugung ist, daß die Diskussion nicht aufhören wird. Die Diskussion in dieser Frage zu unterbinden, ist schlechterdings unmöglich.