Arnbacher Gespräche Übersicht                Arnbacher Gespräche 1993


Jahresthema 1993: Glaube und Leben in unserer Zeit

3. Die Kirche der Zukunft soll kleiner, aber attraktiver werden
Pfarrer Mathias Wögerbauer von der Pfarrei Hl. Kreuz in Dachau
am 17.März 1993



Bericht der Süddeutschen Zeitung v. 27.3.93

Von Franziska Kurz Landkreis Dachau - Die Kirche wird in Zukunft kleiner, aber attraktiver. Sie wird eine Kirche der Laien und der Ökumene, in der auch Verheiratete geweiht werden können. Damit biete sich eine große Chance für die Kirche. So jedenfalls sieht Pfarrer Mathias Wögerbauer von der Pfarrei Hl. Kreuz in Dachau "Kirche und Glaube in der Zukunft unserer Dörfer und Pfarrgemeinden". Unter diesem Motto stand der dritte Arnbacher Gesprächsabend der Katholischen Landvolkbewegung (KLB).

Verlust der Identität
"Die Dörfer haben ihre Identität verloren", sagte Pfarrer Wögerbauer in seinem Einstiegsreferat. "Die Probleme, die heute in der Stadt auftauchen, werden morgen auf dem Land sein."

Pfr.Wögerbauer

Die Kirchenaustritte von einem Prozent seien nicht dramatisch hoch, der innerliche Auszug dagegen wesentlich gravierender. "90 Prozent der Eltern von Erstkommunikanten haben ihren Kindern kaum Religiosität mitgegeben", bedauert Wögerbauer.
Bei den Firmlingen sei keine Glaubensgrundlage mehr da. Durch kaputte Familien und zu enge Wohnungen werden die Jugendlichen immer aggressiver, stellte der Pfarrer fest. "Die kranke Welt wird zunehmend kränker und pflanzt sich von der Stadt auf das Land fort", sagte Wögerbauer.

Aber gerade darin sieht er eine große Chance für die Kirche. Allerdings nicht in ihrer bisherigen Form. Sie werde keine Gewohnheitskirche, sondern eine Versorgungskirche werden, meinte er. Der Pfarrer soll in Zukunft nicht mehr so im Mittelpunkt stehen, sondern die Mehrheit seines Pfarrgemeinderates annehmen. Wögerbauer plädierte auch dafür, daß fähige Laien die Weihen erhalten und zum Beispiel auch die Krankensalbung spenden können. Er vermisse allerdings die Unterstützung aus Rom, sagte Wögerbauer. Der jetzige Papst habe zwar seine Verdienste, aber eine Öffnung der Kirche sei bei ihm nicht möglich. "Wir müssen Geduld haben", empfahl Wögerbauer.

Freiheit und Bewegung
Er ermutigte allerdings seine Kollegen selbst aus der Verantwortung heraus und abweichend von der Norm zu entscheiden. "Wir haben eine große Freiheit und können kleine Bewegungen ermöglichen", sagte er.

Eine Teilnehmerin, die auch als Firmhelferin tätig ist, sagte, daß die Firmung in einem ungünstigen Alter liege und die Vorbereitung darauf sie oft frustriere. Wenn nur Geschenke die Feier bestimmen, gleite sie zur Farce ab, bestätigte Pfarrer Alois Zenner. Bei uns kommen auch nicht mehr alle, die zur Firmung eingeladen werden, sagte Wögerbauer. Allerdings bleiben aber jedes Jahr ein paar sehr nette Jugendliche über, die sich in der Gemeinde engagieren. Er plädierte auch dafür den Zeitpunkt der Erstkommunion von den Eltern selbst festlegen zu lassen.

"Wir sollen uns nicht von Zahlen verrückt machen lassen", meinte die Vorsitzende der KLB, Hildegard Mayerhofer.
In dem Gesprächskreis wurde auch die Engstirnigkeit von einigen Kirchenbesuchern kritisiert. Laien würden häufig nicht akzeptiert, und besonders Frauen werde der Mut genommen. "Ich freue mich, wenn ich unterschiedliche Menschen und damit unterschiedliche Meinungen in der Kirche finde", sagte abschließend Wögerbauer, "aber die Bibel sollte die Verbindung bleiben." Er wünscht sich die Kirche als Gemeinschaft mit angenehmen Erlebnissen, einem freundlichen Umgang, aber auch mit Kritik.

Pfr.Zenner, Georg und Anneliese Bayer
Das Thema war mit den Händen zu greifen - Diskussionsteilnehmer beim 2.Gesprächsabend