Arnbacher Gespräche Übersicht                   Arnbacher Gespräche 2005

Jahresthema 2005: Geld - Gott - Gerechtigkeit

1. Arbeit ist Lebensqualität - Die Zukunft der Arbeit
Prof. Dr. Wolfgang Bonß, Universität der Bundeswehr München
Dienstag, 25. Januar 2005, 19.30 Uhr Pfarrhof Arnbach

Bericht des Münchner Merkur/Dachauer Nachrichten     -     Bericht der Süddeutschen Zeitung/Dachauer SZ

Junge Menschen erfahren es besonders deutlich, dass es in den letzen Jahren immer schwieriger wird, eine feste und dauerhafte Arbeit zu finden. Und ältere Menschen werden früh aus dem Arbeitsleben hinausgedrängt und sehen sich am Ende ihrer Chancen angekommen. Die zunehmend schärferen Arbeitsbedingungen umschreibt man beschönigend mit Flexibilisierung der Berufswelt.
Die Ideen von Wirtschaft und Politik, wie Arbeit gestaltet werden kann, sind beschränkt. Dabei verwirklicht sich der Mensch erst in der Arbeit. Sie sichert seine Existenz und Würde. Der Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Bonß von der Universität der Bundeswehr in München hat dazu über das Thema referiert: "Arbeit ist Lebensqualität - Zur Zukunft der Arbeit:"


Reihe zur Zukunft der Arbeit in den Arnbacher Gesprächen des Katholischen Landvolks Dachau
Soziale Frage von erdrückender Dimension

Bericht der Süddeutschen Zeitung - Dachauer SZ vom 7.2.2005



Der Referent Prof. Bonß

Arnbach - Trotz widrigen Wetters kamen rund 35 Teilnehmer zum ersten Abend der 20. Arnbacher Gespräche der Katholischen Landvolkbewegung Dachau.
Unter dem Jahresmotto "Geld - Gott - Gerechtigkeit" gab Soziologe Prof. Dr. Wolfgang Bonß von der Universität der Bundeswehr zum Thema "Arbeit ist Lebensqualität - Die Zukunft der Arbeit" eine schonungslose Analyse, wie sich unsere Arbeitswelt entwickeln werde.

Vor 40 Jahren sei es selbstverständlich gewesen, dass alle Arbeit haben (Vollbeschäftigung), und zwar als Vollzeitarbeit. Nach der Ausbildung folgte in der Regel ein unbefristetes Arbeitsverhältnis; man konnte sich darauf verlassen, dass man bis zum normalen Rentenalter in einem sicheren Arbeitsverhältnis war. Das habe sich grundlegend geändert. Viele einfache Tätigkeiten in der Produktion sind durch die Automatisierung weggefallen. Es werden zunehmend höhere Qualifikationen gefordert, vor allem in Planungs- und Entwicklung. Zudem werde nicht mehr die Erfahrung der Älteren geschätzt, sondern das neueste Theorie-Wissen der Jungen, frisch von der Ausbildung weg. "Fraglich ist, ob dieser Trend gut ist".

Der werde verstärkt durch weltweite elektronische Vernetzung. Das verändere Produktion und Arbeit. "Die herkömmliche Fabrik löst sich auf, der persönliche Arbeitsplatz verlagert sich überall dort hin, wo man sich gerade mit seinem Laptop aufhält". Noch dramatischer sei: "Produziert wird irgendwo in der Welt, wo es gerade günstig ist. Das heißt für uns, man braucht nicht mehr den kräftigen Handwerker, sondern den Symbolanalytiker, der plant und schreibt, eine Tätigkeit, die immer mehr auf Frauen zuläuft. Diese Entwicklung führte bereits seit den 70er Jahren zu einer Beschäftigungskrise.

Mit zehn Prozent Arbeitslosen müsse man leben, meinte der Referent, eigentlich seien es noch mehr, die keine volle Erwerbsbeschäftigung finden. Und wer eine Arbeit findet, muss mit einer zunehmend kurzfristigeren Anstellung rechnen, nur noch von Projekt zu Projekt.

"Für junge Spitzenleute mag das gut sein. Aber mit der gewaltigen Steigerung der Qualifikationsanforderungen wird eine immer größere Gruppe auf der Strecke bleiben, Ältere und genauso Jüngere, deren Befähigung anders ist". Damit sinke natürlich der Wohlstand und -was die Teilnehmer besonders hervorhoben -, "es entsteht eine neue soziale Frage von erdrückender Dimension, ein Gefahrenpotential für Staat und Gesellschaft".

Auch wenn mit dieser Entwicklung andere Lebensqualitäten wieder stärker betont würden (Zeit haben, Ehrenamt, Eigenarbeit, Gemeinschaft), müssen Kirche und Staat diese Situation als das zentrale Problem der Zukunft sehen. Es darf nicht sein, dass man nur noch von High-tech redet und es einfach hinnimmt, daß in unserer Gesellschaft Millionen Arbeitswilliger als lästige Sozialhilfeempfänger oder gar einfach als überflüssig gesehen werden".

Die Reihe "Geld - Gott - Gerechtigkeit" wird mit der Frage fortgesetzt: "Grenzenloser Markt - wer zahlt die Zeche?" am Donnerstag, 17. Februar um 19.30 Uhr im Pfarrhof Arnbach.
Als Referent kommt Dr. Christopher Stehr, Globalisierungsberater für mittelständische Unternehmen



Die Zukunft der Arbeit in den Ambacher Gesprächen

Problem für Staat und Kirche
Bericht des Münchner Merkur - Dachauer Nachrichten vom 3.2.2005

Dachau/Arnbach (red) -Unter dem Rahmenthema "Geld -Gott -Gerechtigkeit" stand der erste Abend der 20. Arnbacher Gespräche der katholischen Landvolkbewegung. Der Soziologe Prof. Dr. Wolfgang Bonß von der Universität der Bundeswehr gab eine schonungslose Analyse, wie sich unsere Arbeitswelt entwickelt. Vor 40 Jahren war es noch selbstverständlich, dass alle Arbeit hatten - Vollbeschäftigung, und zwar als Vollzeitarbeit.

Nach der Ausbildung kam in der Regel ein unbefristetes Arbeitsverhältnis; doch man konnte sich darauf verlassen, dass man bis zum Rentenalter in einem sicheren Arbeitsverhältnis war. Das hat sich grundlegend geändert. Viele einfache Tätigkeiten in der Produktion sind durch die Automatisierung weggefallen.

Es werden zunehmend höhere Qualifikationen gefordert, vor allem in Planungs- und Entwicklungsarbeiten. Zudem wird nicht mehr die Erfahrung der Älteren geschätzt, sondern das neueste theoretische Wissen der Jüngeren, frisch von der Ausbildung weg.

Fraglich ist, so Prof. Bonß, ob dieser Trend gut ist. Das werde verstärkt durch die weltweite elektronische Vernetzung. In Sekunden ist man mit dem anderen Ende der Welt verbunden. Das verändert Produktion und Arbeit. Die herkömmliche Fabrik löst sich auf, der Arbeitsplatz verlagert sich dort hin, wo man sich gerade mit seinem Laptop aufhält.
Aber noch dramatischer: produziert wird irgendwo in der Welt, wo es gerade günstig ist. Das heißt für uns, man braucht nicht mehr den kräf tigen Handwerker, sondern den Symbolanalytiker, der plant und schreibt, eine Tätigkeit, die immer mehr auf Frauen zuläuft. Mit zehn Prozent Arbeitslosen leben Die Entwicklung führte bereits seit den 70er Jahren zu einer Beschäftigungskrise; mit zehn Prozent Arbeitslosen müsse man leben, meinte der Referent. Eigentlich seien es noch mehr, die keine volle Erwerbsbeschäftigung finden. Und wer eine Arbeit findet, müsse mit einer zunehmend kurzfristigeren Anstellung rechnen, nur noch von Projekt zu Projekt. Bonß: "Für junge Spitzenleute mag das gut sein. Aber mit der gewaltigen Steigerung der Qualifikationsanforderun gen wird eine immer größere Gruppe auf der Strecke bleiben, Altere und genauso Jüngere, deren Befähigung wo anders liegt."

Damit sinke der Wohlstand und -was von den Teilnehmern besonders herausgehoben wurde -damit entstehe eine neue soziale Frage von erdrückender Dimension, ein Gefahrenpotenzial für Staat und Gesellschaft. Auch wenn mit dieser Entwicklung andere Lebensqualitäten wieder stärker betont werden (Zeit haben, Ehrenamt, Eigenarbeit, Gemeinschaft), müssen Staat und Kirchen diese Situation als das zentrale Problem der Zukunft sehen. Es dürfe nicht sein, dass man nur noch von Hightech redet und es hinnimmt, dass Millionen Arbeitswilliger als lästige Sozialhilfeempfänger oder gar als überflüssig gesehen werden.


Ankündigung der Arnbacher Gespräche 2005 in der Presse
Zum 2.Gespräch 2005 (Dr. Christopher Stehr)
Zum 3.Gespräch 2005 ( Prof. Dr. Markus Vogt)