Arnbacher Gespräche Übersicht                   Arnbacher Gespräche 2017


Jahresthema 2017: Stadt und Land, …Hand in Hand?
2. Alles im Wandel – die Kirche bleibt!?
Herausforderungen und Möglichkeiten in modernen Zeiten

Elisabeth Simon, Pastoralreferentin, Landpastoral EOM
Dienstag, 7. März 2017


50 Teilnehmer befassten sich beim zweiten Arnbacher Gesprächsabend intensiv mit dem Thema "Alles im Wandel – die Kirche bleibt".

Die Katholische Landvolkbewegung (KLB) hatte die Diplomtheologin Elisabeth Simon als Referentin eingeladen, über den Wandel in der katholischen Kirche zu reden, der sich parallel zur allgemeinen Entwicklung des ländlichen Raumes, der Siedlungen und des Verkehrs in und um Dachau vollzieht.
Simon ist seit eineinhalb Jahren Leiterin des Fachbereichs "Landpastoral" im erzbischöflichen Ordinariat. "Landpastoral" kümmert sich um die Seelsorge auf dem Land. Die Teilnehmer waren also sehr gespannt, was die Referentin nach der Einarbeitung in diesen Fachbereich dazu zu sagen hatte.

In einer kurzen Zusammenfassung skizzierte sie die allgemeine Entwicklung auf dem Land. Sie beschrieb
- die große Wachstumsdynamik im Kreis Dachau,
- die sich verändernde Berufswelt,
- das Verschwinden der Bauernhöfe in den Dörfern und die
   Konzentration auf große Betriebe,
- die versteckte Armut in einer reichen Region,
- die Zunahme der Zahl der Alten und Hochbetagten und
- die daraus resultierende Herausforderung für die tägliche
   Versorgung der Menschen.


Referentin Elisabeth Simon

Besonders wichtig war für Frau Simon, dass es Räume gibt, wo sich Menschen treffen und austauschen können, wo sie direkt kommunizieren können. Ohne elektronische Medien!

Für die Kirchen nahm sie in Anspruch, dass diese gerade in diesem Bereich erfolgreich sind und geradezu Spezialisten sind für das Zusammenführen von Menschen in den verschiedensten Lebenslagen.

Simon wies besonders darauf hin, dass seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Aufgabe der Laien klar beschrieben ist. Danach gestalten sie gleichwertig mit den Priestern und den Hauptamtlichen die Kirchengemeinschaft. So wie der Papst ein Pontifex Maximus ist, der Brücken baut zwischen den Menschen, ihren Anliegen und ihrer Umwelt, so ist auch jeder Einzelne berechtigt und gefordert, Brücken in seinem Lebensbereich zu schlagen.

Im Gespräch mit der Referentin ging es den Teilnehmern insbesondere darum:

- Wo und wie kann der Einzelne
    Brücken bauen? und
- Was will die Kirche für die
  
Zukunft?

Die Antworten der Referentin löste eine intensive Aussprache aus, in der die Teilnehmer deutlich ihre Positionen darlegten. Danach muss jeder Einzelne entscheiden, wie und wo er aktiv wird, um Brücken zu bauen.

Klar wurde auch, dass nach
Auffassung der Teilnehmer jeder, sei er Hauptamtlicher, Nebenamtlicher oder Laie, an der künftigen Gestaltung von Kirche und Glaubensgemeinschaft mitwirken soll, wenn die Herausforderungen der Zukunft gemeistert werden sollen.

Pressemitteilung vom 09.03.2017 von Werner Götz, Vierkirchen


Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 13. März 2017
Arnbach - Brücken bauen
Von Sonja Siegmund

Arnbach - Seit mehr als 30 Jahren bietet die Katholische Landvolkbewegung (KLB) am Petersberg Vorträge an, die den Blick auf wichtige regionale Themen vertiefen und weiterführen sollen. In diesem Jahr lautet das Motto der Arnbacher Gespräche: "Stadt und Land, Hand in Hand? Urbanisierung und ländlicher Raum".

Nach dem ersten Gesprächsabend mit Diplomarchitekt Mark Michaeli zum Thema "Wohnen und Leben zwischen Stadt und Land" hat die KLB nun die Pastoralreferentin Elisabeth Simon eingeladen. Im Mittelpunkt dieses zweiten Arnbacher Gesprächs stand das Thema "Alles im Wandel - die Kirche bleibt!? Herausforderungen und Möglichkeiten in modernen Zeiten".
Für die rund 50 Besucher aus dem Landkreis und darüber hinaus bot das große Zimmer im Erdgeschoss des renovierten Arnbacher Pfarrhofs wieder eine gute Gesprächsatmosphäre.

Zunächst sprach Elisabeth Simon, am erzbischöflichen Ordinariat München zuständig für Landpastoral, mittels Power-Point-Präsentation den Wandel auf dem Land aus staatlicher und wissenschaftlicher Sicht an. Vorrangig ging es der Referentin um das Dachauer Land, das sie als "besonders prosperierenden Landkreis in der Diözese" bezeichnet. Zum Erhalt der Dörfer in ländlichen Regionen müsste dafür gesorgt werden, dass "das Leben der Bewohner weiterhin attraktiv und lebenswert bleibt". Hierzu bedürfe es "mehr Menschen, die sich engagieren und Verantwortung übernehmen".

Heutzutage würde auch von den Landbewohnern größere Flexibilität und Mobilität gefordert, es gebe mehr Druck in Familie und Beruf und weniger Bindung an den Ort. Als Dilemma sieht Simon zudem, dass landwirtschaftliche Betriebe und ortsgebundene Arbeitsplätze aufgegeben, Gasthäuser und Dorfläden geschlossen werden und Ärzte zu weit entfernt sind. "Damit fehlen immer mehr tragende Säulen des sozialen und politischen Ortslebens", beklagte die Theologin. Insbesondere sollte wieder mehr Gemeinschaft erlebbar werden, beispielsweise in aktiven Vereinen und Verbänden, wo sich Menschen verschiedenster Bildungsgrade ernst- und mitgenommen fühlen sollen.

Überraschend sei die Tatsache, dass es in nicht kirchlichen Bereichen ähnliche Befunde gebe wie in den Pfarrverbänden auf dem Land. "Denn in Orten, wo Menschen das Gefühl der Gemeinschaft erleben, passiert viel mehr Positives als auf übergeordneter Ebene", erklärte Simon. "Wo Menschen auf dem Land bereit sind, ihre Kraft und Energie einzusetzen, da ist Power am Ort."
Die katholische Kirche sieht Simon prädestiniert für eine Gemeinschaft. Kirchliche Aufgaben wie Krankenbesuche, Kommunion- und Firmunterricht oder seelischer Beistand könnten auch von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleistet werden, das sei nicht den Priestern vorbehalten. Ungenutzte kirchliche Gebäude könnten als Wohnraum oder für Vereinszwecke umfunktioniert werden. Alte Traditionen sollten neu überdacht und eventuell ersetzt werden. Die Kirche müsste wieder mehr Brückenbauer sein zwischen den verschiedenen Meinungen, unterschiedlichen Positionen oder andersdenkenden Menschen.

Der Austausch mit den Teilnehmern bezog sich unter anderem auf die schwierige Frage: Wie muss sich die Amtskirche in der Zukunft verändern? In diesem Kontext beklagte Simon die fehlende Toleranz in der Gesellschaft und den Nachwuchsmangel im Priesterberuf. Infolgedessen müssten kirchliche Aufgaben auf immer mehr Schultern in der Pfarrgemeinde verteilt werden. Sie verwies auf die Tendenz, nach der Papst Franziskus wieder mehr Verantwortung in die Ortskirchen geben will, in denen kleine Gemeinschaften gebildet werden könnten.
Eine Teilnehmerin verwies auf die Bedeutung der Priester für die Gemeinden, die sie leiten und begleiten sollen. Laut Werner Götz, der als KLB-Mitglied den Gesprächsabend moderierte, sollten "wir Christen Brückenbauer sein und dieser Aufgabe müsste sich jeder Einzelne in der Pfarrgemeinde stellen". Die Gefahr, von anderen Religionen überflügelt zu werden, sieht ein anderer Teilnehmer. Für Pfarrer Josef Mayer vom Petersberg geht es um eine "neue Formatierung der Familien", die noch mehr gestärkt und unterstützt werden müssten. Einer Teilnehmerin zufolge sollten Priester den Gemeindemitgliedern "mehr zutrauen, sie ermutigen und aktivieren".


Bilder: Alfred Bayer

Ankündigung der Arnbacher Gespräche 2017 in der Presse
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