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Ausflug nach Pfaffenhofen/Ilm am 4.11.2024
Führung durch die Lebzelterei Hipp


Kerzen- und Lebzelten- Herstellung bei Hipp

Zur Einstimmung in die Zeit der Einkehr, Stille und Besinnung tauchten wir bei Hipp in die Welt der Kerzenherstellung und der Lebzelterei ein.

Senior-Chef Hans Hipp hat 2023 im historischen Arbeits-raum der Alten Wachszieherei über dem Café am Marktplatz in Pfaffenhofen ein Lebzelterei- und Wachsmuseum eingerichtet.

Dort informierte er uns über
die Herstellung der Lebzelten und die Verarbeitung von Bienenwachs zu Kerzen, Wachsstöcken und Votivgaben.


Vor dem Zeitalter des Zuckers konnten die Menschen nur mit Honig und Früchten süßen. Lebzelten gehören zu den ältesten Süßspeisen, erzählte der SeniorChef. Auch Hipps Lebzelten werden mit Honig gesüßt. Der Teig dieser Lebzelten wird in einen flachen und fein gestochenen Model gepresst und gebacken. "Mein Großvater hatte sich das mühsam erarbeitet", sagt Hans Hipp.


Lebzelten werden in aufwändiger Handarbeit hergestellt, eine Mühe, der sich im industriellen Backzeitalter kaum noch jemand unterzieht. Das Café Hipp in Pfaffenhofen zählt zu den letzten Lebzelterbetrieben in unserer Gegend. Es erhält eine Tradition am Leben, die bis in unsere Sprache hineinwirkt. Früher war es nämlich so, dass ein verliebter Jüngling seinem Schwarm einen Lebkuchen überreichte. Im besten Fall biss das Gspusi ein Stück ab und zeigte damit dem Verehrer, dass es ihn "zum Fressen gern" hatte. Ein Brauch, der nur noch in Form einer Redewendung weiterexistiert.
Die Lebzelterei wird im Hause Hipp neben der normalen Konditorarbeit weitergeführt. Um einen unverwechselbaren Geschmack zu erzeugen, bedarf es geduldigen Wartens. "Unser Lagerteig reift über neun Monate hinweg in einem speziellen Teigkeller", sagt Hans Hipp. Der Vorteil: So wird ein Teil des Glutens abgebaut und der Teig wird mürbe. "Das kriegt man anders so nicht hin", erkärte Hans Hipp. Erst dann wird dieser Teig mit feinen Konfitüren, Nougat und Marzipan gemischt, woraus schließlich Honigzelten, Orangen-Mandelzelten und die "Benediktiner"-Fruchtlebkuchen entstehen, die mit Feigen gefüllt sind.

Grundlage vieler Süßwaren ist ein Rezeptbuch von 1880, das der Großvater von Hans Hipp angelegt hatte.

Im Museum finden sich neben Zeugnissen der Lebzelterei auch ergreifende Dokumente der Volksfrömmigkeit, des Hoffens und Bangens: Die aus Wachs geformten Votivgaben stammen aus Zeiten voller Elend und Not, in denen Lebzelten wie eine Kostbarkeit aus einer anderen Welt wirkten. Schon seit 1610 wird bei Hipp das Handwerk der Wachszieher und Lebzelter ausgeübt. Bis heute werden Honig und Wachs verarbeitet, und zwar zu Naschwerk, Kerzen und Wachswaren. Diese ungewöhnliche Mischung erklärt sich aus dem historischen Berufsbild: Nach der alten Zunftordnung durfte nur ein Lebzelter die Produkte der Biene, also Honig und Wachs, verarbeiten und die Erzeugnisse verkaufen.

Im dazugehörigen Café konnten wir anschließend die reiche Kuchen- und Tortenauswahl genießen.


Bilder: Hans Schertl