KLB-Archiv    -     Ausflüge
Linie-schwarz.gif (910 Byte)

Sommerausflug der Gruppe Spurensuche 2017
ins Dachauer Land

am 16.Juli 2017

Der Wettergott hatte es gut gemeint mit der Gruppe Spurensuche der KLB der Erzdiözese München, die mehrmals im Jahr den Teilnehmern ein Kulturprogramm anbietet, wo auch der religiöse Teil nicht zu kurz kommt.

Insgesamt 50 Teilnehmer aus den Landkreisen Dachau, Miesbach, Traunstein, Mühldorf, Rosenheim und Erding fanden sich am 16. Juli 2017 an der (derzeit wegen Renovierung geschlossenen) Klosterkirche Indersdorf ein, um dann gemeinsam die Wallfahrtskirche Ainhofen zu besuchen, die eine kunsthistorisch äußerst wertvolle Madonna ihr eigen nennt (Bild links).

Die Kirchenführerin Frau Schwibach erklärte kurzweilig den geschichtlichen Hintergrund. Diese Madonna ist eine romanische Schnitzerei aus Lindenholz, die zwischen 1120 und 1150 geschnitzt wurde und als älteste Mariendarstellung im mitteleuropäischen Raum gilt. Es ist eine sog. Maria lactans. Maria wird hier als Mutter dargestellt, die ihren Sohn stillt. Die Brüste sind deutlich erkennbar, was der Legende nach die barocken Zeitgenossen erotisch irritierte und so zu einer Überarbeitung der Schnitzerei führte.
Ihr ursprünglicher Aufenthaltsort war der Augustinerchorherrenstift Indersdorf und wurde um das Jahr 1500 nach Ainhofen gebracht. Die Mönche des Stifts vikarisierten dort umliegende Dörfer, so auch das etwa sechs Kilometer entfernte Ainhofen. 1519 setzte die Wallfahrt ein, vom Stift kräftig gefördert. Die Wallfahrt hatte ihren Höhepunkt um 1700, so dass die Kirche verlängert werden musste. Viele Votivtafeln zeugen von den Gebetserhörungen.
Eine kleine Andacht rundete die Besichtigung ab.

Anschließend fuhr die Gruppe nach Mariabrunn, um sich in einer weiteren Führung die Geschichte der Entstehung der Kapelle, die sich daraus ergebende Wallfahrt und die Bedeutung des Ortes als Badeanstalt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Berühmtheit erlangte, erklären zu lassen.
Die Kapelle hat ihren Ursprung in einem Wunder des Jahres 1662. Ein Holzknecht, der im kurfürstlichen Wald beschäftigt war, löschte seinen Durst aus einer Quelle, die im Wald entsprang. Nach mehrfachen Trinken war er von seinem Leib-schaden, einem Leistenbruch, geheilt worden. Er erstattete dem Landpfleger von Dachau Georg Teisinger davon Anzeige. Dieser ließ anno 1669 eine ovale Kapelle errichten, die er aus eigenen Mitteln bezahlte. Dazu stiftete er eine Summe von 900 Gulden zur Bezahlung einer wöchentlichen Seelenmesslesung. Der damalige Kurfürst Ferdinand Maria förderte dort die Errichtung einer Badeanstalt, wo auch arme Bürger behandelt wurden. Dass Mariabrunn Bedeutung hatte, ergibt sich daraus, dass der Münchner Hofbaumeister Giovanni Antonio Viscardi im Jahre 1711 mit der Erweiterung des Badhauses betraut wurde.
Zwei Höhepunkte in der Badgeschichte lassen sich nachweisen:

- Der erste Höhepunkt fand um 1800 unter dem Münchner Hofmedicus Dr. Leuthner statt, der für die damalige Zeit moderne Behand-lungsmethoden einführte. Nachweislich weilte im Jahre 1808 König Max I. mit seiner Frau Karoline und seiner behinderten Tochter Elisabeth Ludovica in Mariabrunn. Die Tochter wurde durch die Badekur geheilt und ließ ihre Krücken in der Kapelle zurück, wo sie heute noch ausgestellt sind.
- Den absoluten Höhepunkt erreichte Mariabrunn unter der "Doktorbäurin" Amalie Hohenester zwischen 1863 und 1878, wo der europäischen Hochadel zur Kur weilte und das Bad Weltruhm erlangte. Nach deren Tod verfiel die Bedeutung und der Badebetrieb wurde im Jahre 1885 eingestellt.

Seit 1907 gehört Mariabrunn der Familie Breitling. Mariabrunn ist heute ein sehr beliebter Heirats- und Ausflugsort.

Eine Andacht, musikalisch begleitet von einem sehr einfühlsamen Musikduo, beendete den formellen Teil. Den Tag rundete der Besuch im nahegelegenen Biergarten ab.

Georg W e r n e r


Anmerkungen:
Mitteilung der Kirchenführerin Frau Schwibach
Hans Schertl, http://kirchenundkapellen.de
Georg Werner, eigene Forschungen zur Heimatgeschichte