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Vorträge/Diskussionen
Diskussionsrunde im Pfarrheim Röhrmoos
Medizinische Experimente dürfen Leben nicht zerstören, betonte Schuster, sondern müssen dem Patienten direkt nützen, nicht nur der allgemeinen Wissenserweiterung. Zwar gebe es keine totalen Tabus, aber die Würde des Menschen setze der Medizin Grenzen. So dürfe die Transplantationsmedizin nicht in eine Kumpanei mit der Abtreibungspraxis geraten. Die Entschlüsselung der menschlichen Gene dürfe nicht genetisch defektes Leben ausgrenzen; niemand könne im Übrigen bestimmen, was noch normal ist. Die Genanalyse habe z.B. ihre Aufgabe, wo therapeuthisch geholfen werden kann oder bei der Strafverfolgung. Nicht aber wo eine allgemeine Gendatei aufgebaut werden soll, um den gläsernen Menschen zu haben Da die
Diagnose den Möglichkeiten zu heilen zunehmend schneller vorauseile,
sei natürlich zu fragen, ob nur Krankheits-Wahrscheinlichkeiten offen
gelegt werden dürfen, ohne daß man helfen kann, so daß
kein unbeschwertes Leben mehr möglich ist. Noch kritischer beurteilte
es Schuster, wenn ein Gentest wirtschaftlich verwertet wird, z.B. als
Voraussetzung für einen Arbeitsplatz oder für eine Versicherung.
Der Gentest würde damit zum Ausscheidungskriterium und diskriminiere
Menschen, die Solidargemeinschaft würde damit zerstört.
Die Kirche könne zur Lösung von Konflikten beitragen, sie müsse auf die Gefahren hinweisen, sie müsse sich aber auch, bekräftigte Schuster, nach außen öffnen und mit den Wissenschaften in den Dialog treten. In der Diskussion wies eine Teilnehmerin auf das verbreitete Anspruchsdenken hin z.B. auch beim Kinderwunsch. Darf man diesem Wunsch nachgeben, wenn Risiken z.B. bei Mehrlingsgeburten nach Hormonbehandlung zu befürchten sind, die die Eltern andererseits überfordern Schwer allgemein zu beurteilen sei auch, meinte eine andere Teilnehmerin, wenn Frühestgeburten mit enormen medizinischem Aufwand am Leben erhalten werden und meistens eine schwere Behinderung abzusehen ist. Da sei die Natur früher gnädig gewesen, sagte ein Teilnehmer, weil solche Frühestgeburten nicht überlebt haben. Man sehe gerade in der Medizin, daß jeder Fortschritt auch neues Leid bringe. Schuster betonte auf die Frage eines weiteren Teilnehmers, daß man hier nie fertige Antworten habe und jeder Einzelfall oft ein schwerer Konflikt sei. Die Entwicklung gehe immer weiter und auch Theologie und Ethik müßten ständig neu mit der Antwort ringen, wie weit der Mensch mit seinem Können gehen darf. Manches, was medizinisch als gelungen erscheint, bringe dem Menschen ganzheitlich gesehen neues Leid; doch manches, was als Leid empfunden werden kann, z.B. mit einem transplantierten Organ leben zu müssen, kann Lebensqualität sein, selbst wenn sie eingeschränkt oder nur von kurzer Dauer ist. Alois Igelspacher |