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Maiandacht 2004
am Sonntag, 9. Mai 2004
in der Basilika am Petersberg
Frauen, die Mut machen
Begleitung durch den Jugendchor St. Peter Dachau

Lied (alle): Den Herren will ich loben . .(Gotteslob 261)

Begrüßung

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde in der Katholischen Landvolkbewegung, wir freuen uns, dass Ihr in die Basilika auf dem Petersberg zur Maiandacht der Katholischen Landvolkbewegung gekommen seid. Durch die Maiandacht begleitet uns der Jugendchor von St. Peter in Dachau. Dankschön dafür.

Wir beginnen diese Maiandacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Lied (Chor): Meine Zeit in deinen Händen …, nur 1. Strophe

 

Theresia-Figur in Jarzt
Theresiafigur in Jarzt

Einführung

Die Heilige Therese von Avila, sie hat im 16. Jahrhundert gelebt, klagt in einem Gebet, dass Jesus doch bei den Frauen nicht weniger Liebe und Glauben gefunden habe als bei den Männern. Doch sie leide darunter, dass starke und zu allem Guten begabte Geister zurückgestoßen würden, nur weil es sich um Frauen handle.

In dieser Maiandacht stehen drei Schicksale von biblischen Frauen in der Mitte, Frauen, die starke und zu allem Guten begabte Geister waren, Frauen, die uns Mut machen.

Lied (Chor): Meine Hoffnung, meine Freude …, eventl. mit Volk

Lesung aus Exodus I, 15-21
Zu den hebräischen Hebammen - die eine hieß Schifra, die andere Pua - sagte der König von Ägypten: Wenn ihr den Hebräerinnen Geburtshilfe leistet, dann achtet auf das Geschlecht! Ist es ein Knabe, so lasst ihn sterben! Ist es ein Mädchen, dann kann es am Leben bleiben. Die Hebammen aber fürchteten Gott und taten nicht, was ihnen der König von Ägypten gesagt hatte, sondern ließen die Kinder am Leben. Da rief der König von Ägypten die Hebammen zu sich und sagte zu ihnen: Warum tut ihr das und lasst die Kinder am Leben? Die Hebammen antworteten dem Pharao: Bei den hebräischen Frauen ist es nicht wie bei den Ägypterinnen, sondern wie bei den Tieren: Wenn die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie schon geboren. Gott verhalf den Hebammen zu Glück; das Volk aber vermehrte sich weiter und wurde sehr stark.

Gedanken
Schifra und Pua, zu deutsch Schönheit und Glanz, wer kennt sie schon?
Sie stehen ganz am Anfang des Buches Exodus, also dort, wo das Volk Israel entsteht. Der Pharao hat Angst, dass die Hebräer zu mächtig werden. Er gibt den Befehl zu töten. Macht - Angst - Gewalt- diese primitive Kettenreaktion nimmt anscheinend ihren Lauf. Damit hatte der Pharao aber nicht gerechnet, dass Schifra und Pua einer anderen Macht verpflichtet waren, ihrem Gott, der ein Gott des Lebens ist. Es war ihr Beruf, zum Leben zu verhelfen. Schon gar nicht wollten sie das Vertrauen der schwangeren Frauen missbrauchen. Sie verweigerten den Befehl. Als sie der Pharao zur Rede stellt, anworten sie mit einer List. Sie behaupten einfach, dass die hebräischen Frauen so stark seien, dass sie schon ohne fremde Hilfe entbunden hätten.

Man muss sich das schon deutlich vor Augen führen: Da ein mächtiger Herrscher samt seinem Apparat, dort zwei Frauen. Sie tun nicht, was der Mächtige befiehlt. Natürlich kennen sie die Machtverhältnisse. Darum leisten sie auch keinen offenen Widerstand, sondern unterlaufen den Befehl mit einer List. Schifra und Pua haben wahrscheinlich Angst. Sie können die Situation nur durchstehen, weil sie gemeinsam handeln, weil sie solidarisch sind, solidarisch zueinander und zu ihren hebräischen Schwestern. Das gibt ihnen die Kraft, mit List und Schläue dem Pharao zu widerstehen. Ihre Solidarität überwindet die Angst, gibt ihnen eine kluge Idee zum Widerstand. Ihre Solidarität dient dem Leben, bringt Schönheit und Glanz ins Leben.
Schifra und Pua ermutigen uns, solidarisch zueinander zu stehen, dann haben auch die Schwachen eine Chance gegen die Starken.

Lied (Chor): Ins Wasser fällt ein Stein …

Lesung
Das Buch Judith ist relativ lang; deshalb fassen wir es in einer Nacherzählung zusammen:
Holofernes, der Feldherr Nebukadnezars, zog mit einem riesigen Heer gegen Westen und eroberte Land für Land. So kam er bis Judäa und belagerte Betulia. Das Volk verlor allen Mut, nach einigen Tagen war das Wasser in der Stadt zu Ende, die Menschen verschmachteten. Das Volk will aufgeben. Die Führer setzen Gott eine Frist: wenn er bis dahin nicht hilft, wollen sie sich den Feinden ergeben und zu deren Gott übertreten. Jetzt tritt Judith, eine angesehene, reiche Witwe auf. Sie ist eine gottesfürchtige Frau, also eine Frau, die ganz auf Gott vertraut. Sie hat einen eigenen Plan. Sie bittet die Ältesten, ihr das Stadttor zu öffnen.
Judith geht, kostbar gekleidet, ins Lager der Assyrer und wird zu Holofernes geführt. Sie sagt ihm, die Israeliten seien unbesiegbar, solang sie an ihrem Gott festhalten. Nun seien sie aber dabei, von ihm abzufallen. Dann seien sie leicht zu besiegen. Judith diene Tag und Nacht Gott und wolle bei Holofernes bleiben. In der Nacht wolle sie in die Schlucht hinausgehen und zu Gott beten. Er wird dann sagen, wann die Israeliten ihre Sünde begangen haben. Das werde sie sofort Holofernes berichten. Es werde ihm dann ein Leichtes sein, die Israeliten niederzuwerfen. Holofernes ist von diesen Aussichten begeistert. Judith darf sich im Lager frei bewegen und kann jede Nacht an den Wachen vorbei in die Schlucht gehen. In der vierten Nacht gibt Holofernes ein Gastmahl. Er wird ihretwegen immer fröhlicher und trinkt so viel Wein wie noch nie. Seine Diener entfernen sich, weil sie müde sind. Holofernes ist betrunken vornüber auf sein Lager gesunken. Judith bleibt allein zurück, ergreift sein Schwert und schlägt Holofernes den Kopf ab. Sie steckt den Kopf in einen Sack und macht sich wie jede Nacht mit ihrer Dienerin auf den Weg in die Schlucht, geht aber dann weiter und zurück in die Stadt. Sie gibt den Ältesten den Kopf. Als es morgen wird, täuschen die Israeliten einen Angriff vor. Die Assyrer greifen zu den Waffen. Als sie ihren toten Feldherrn finden, packt sie das Entsetzen. Das ganze Heer flieht in wilder Panik davon.

Instrumental-Musik
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Gedanken
Gedanken Das Buch Judith hat immer schon die Phantasie angeregt, in bildender Kunst, Dichtung und auch zu erotischen Witzeleien. Eine schöne Frau übertölpelt einen Feldherrn und schlägt ihm den Kopf ab. Wenn das alles ist, was soll das dann in der Heiligen Schrift?
Natürlich ist die Geschichte so nicht wirklich passiert, es ist eine Legende mit einem tiefgründigen Sinn, bei dem es weder um Erotik noch um einen Hieb mit dem Schwert geht. Das ist nur der drastische Erzählrahmen, um den inneren Sinn deutlich zu machen.
An Judith sind ganz andere Dinge bemerkenswert: Judith wartet nicht wie die Führer des Volks passiv, ob Gott etwas tut; sie setzt keine Frist wie ein Gläubiger, der eine Zahlung verlangt; sie handelt aktiv und lässt sich auf Gott ein, ohne zu wissen, wie es ausgeht. Das kann sie nur, weil sie ganz auf Gott vertraut, dass er ihr die Kraft gibt, im richtigen Augenblick das Richtige zu tun. Sie weiß, dass der Unterlegene die Macht nicht mit Gegenmacht besiegen kann.

Aber sie lässt sich von der Macht nicht entmutigen, sondern weiß, dass Macht eine schwache Stelle hat, an der man sie aushebeln kann. Sie vertraut darauf, dass Gott auf der Seite des Schwachen steht. Judith ermutigt uns, dass wir in hoffnungslosen Situationen, wo wir eigentlich die Unterlegenen sind, wo wir keine Chance sehen und den Kopf hängen lassen möchten, die Blickrichtung ändern. Sie ermutigt zum Handeln, sich darauf einzulassen auf diesen unbegreiflichen Gott, ihm zu vertrauen, dass er einen Weg öffnet, auf dem man den Fängen eines scheinbar übermächtigen Schicksals entkommen kann.

Lied (Chor): Geborgen in Gottes starker Hand …

Lesung aus dem Evangelium nach Lukas 8, 1-3
In der folgenden Zeit wanderte er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn, außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalena, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.

Gedanken


Maria Magdalena in Rettenbach
Viel wissen wir nicht von Maria aus Magdala, ob sie z.B. jung und schön war, mit welchem Mann sie verwandt oder verheiratet war usw; wahrscheinlich war sie alleinstehend. Aber etwas Wichtiges erzählt das Evangelium doch: dass Jesus sie von sieben Dämonen befreit hat. Sieben ist ein Zahlensymbol und bedeutet: alles umfassend. In unserer heutigen Sprache heißt das, dass sie von schweren, sozusagen totalen Depressionen und Verfolgungsängsten geplagt war, für die Ärzte ein hoffnungsloser Fall. Es ist mehr als einsichtig, dass sie ganz auf Jesus setzte, der sie aus ihren Depressionen herausgeholt hatte. Folgerichtig berichten die älteren Evangelienteile, dass sie eine herausragende Persönlichkeit in der Gruppe um Jesus war, gleichgewichtig neben Petrus.
Maria aus Magdala steht immer an erster Stelle in den Frauenlisten, Petrus an erster Stelle in den Männerlisten. Maria aus Magdala war unter Lebensgefahr Jesus bis zur Kreuzigungsstätte nachgefolgt und war Zeugin der Grablegung, als die männlichen Mitglieder der Gruppe schon längst geflohen waren. Ja sie war sogar vor Petrus die erste Apostolin des Auferstehungsglaubens.
In der Johannesgemeinde wurde diese herausragende Stellung weiter überliefert, während in den Gemeinden der anderen drei Evangelisten sich Petrus und die Männerwelt allein durchsetzten. Vielleicht war es die Idee von Jesus, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, wie sie in der Schöpfungsgeschichte berichtet wird, zu erneuern in Petrus und Maria Magdalena.
Diese österliche Verheißung, in der es um das männlich-weibliche Angesicht der Kirche geht, wurde nie eingelöst. Die Auferstehungsbotschaft des Simon Petrus wird als Akt der Kirchengründung verstanden, die Botschaft der ersten Zeugin, Maria Magdalena, bleibt folgenlos. Aber Maria aus Magdala war eine geisterfüllte Autorität der Urgemeinde. Als erste Apostolin des Auferstandenen macht sie auch heute noch all denen Mut, die auf eine erneuerte Kirche hoffen, in der Männer und Frauen gleichermaßen ernst genommen werden.

Lied (Chor): Ein Mensch, mit dem ich rede …

Vater unser
alle, gesungen nach Peter Janssens, ohne Wiederholung ("Treppenbuch" 77)

Schlussgebet

Guter Gott, die biblischen Erzähler haben uns von Frauen berichtet, die in schwierigen, ausweglosen Situationen Mut machen, weil sie ganz auf Dich vertrauen. Du hast ihnen Wege des Lebens geöffnet. Lass auch uns Mut zum Leben finden. Darum bitten wir dich durch unsern Bruder Jesus.

Wir beten gemeinsam das Gebet der Maria. Gegrüßet seist du Maria . .

Verabschiedung und Segen
Liebe Schwestern und Brüder, wir wünschen euch, dass ihr gut heimkommt und dass uns Gott in guten wie in schlechten Tagen Wege des Lebens finden lässt. So segne uns alle der gütige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen

Vermeldungen
Alle sind herzlich eingeladen, nach der Maiandacht vor der Basilika noch ein bisserl beisammen zu bleiben. Dem Chor sagen wir ein herzlichs Vergelts Gott für die musikalische Begleitung. ..Bilder vom Zusammensein. .

Lied (alle): Taize-Magnificat, ("Treppenbuch" 220, nur lateinischer Text)