Texte der Andacht
Begrüßung:
In dieser Andacht haben wir Gelegenheit unsere Wurzeln zu ergründen,
Verbindungen zu knüpfen und etwas Ruhe zu finden in Herrenrast.
Beginnen
wir also diese Andacht im Namen des Vaters. .
Das
Ilmtal verbindet diese Gegend mit unserem Landkreis Dachau, schließlich
entspringt die Ilm in der Gemeinde Altomünster und Hilgertshausen. Ich
selbst kenne die Ilm seit meiner Kindheit, weil meine Mutter aus dem
Holledauer Dorf Fahlenbach an der Ilm kommt. Wenn wir durch diese Gegend
wandern spüren wir die Verbindungen zu München heute und damals (St.
Arsatius, das aufstrebende Bürgertum, B13, Bahnlinie zur Landeshauptstadt)
Wir
erleben die verschiedenen Baustile und den dahintersteckenden Wandel
der geistigen Auffassungen und Moden von der bodenständigen Romanik
zur himmelhochjauchzenden, Gott zustrebenden Gotik über den Barock und
mit ihrem Gott in der idealen Form und der unbedingten Hoffnung auf
das Heil z. B. in der Wallfahrt bis zur Neu-Gotik, der Neu-Romanik,
zum Jugendstil. Jedenfalls
sind die Menschen hier und auch wir, die wir hier wandern und uns besinnen
auf diesem Fundament geworden und gewachsen.
Betrachtung:
Postkarte (Jesusfigur Herrenrast) austeilen - kurze Stille
Wir sind hierher gewandert, auf eine leichte Anhöhe gestiegen und sind
jetzt in der Wallfahrtskirche Herrenrast, umgeben von einer Baumgruppe
und mit einem guten Blick aufs Ilmtal und zurück auf Ilmmünster, wo
wir herkommen.
Die Kraft für die Errichtung von Herrenrast kam aus dem Glauben der
damaligen Menschen und fußt auf einer Legende, wonach ein Hirtenmädchen
den Herrn zum Hügel heraufkommen und sich auf einem Baumstamm zur Rast
niederlassen sah. Dies wurde zum Anlass genommen (vermutlich) 1599 an
der Stelle eine Kirche zu errichten. Das war 10 Jahre vor dem 30-jährigen
Krieg und mitten in der Auseinandersetzung um den rechten Glauben nach
der Reformation. Die Kirche wurde dann im 30-jährigen Krieg von den
Schweden zerstört und erst 40 Jahre später wieder aufgebaut. Bis ins
19. Jahrhundert erfreute sich Herrenrast bei den Pilgern großer Beliebtheit.
Davon zeugen auch heute noch die vielen Votivgaben. Gaben, die von der
Hoffnung der Pilger auf Heil erzählen. Ziel der Pilger war die Gnadenfigur
des Christus in der Rast. Jesus ist umgeben von einem Strahlenkranz.
Jesus strahlt. Ein Muschelbaldachin gibt ihm Schutz und Geborgenheit.
Wie in einem Scheinwerfer – Jesus sitzt im Fokus – werden die Strahlen,
auf die Pilger, auf die Gotteshausbesucher, auf uns gelenkt. Jesus selbst
ist jedoch keineswegs als Strahlemann dargestellt. Er wirkt müde, den
Blick vor sich auf den boden gesenkt, die Haut aufgeschürft von den
Geißeln und Dornen, dürftig bekleidet. Er ist müde, ja sogar erschöpft,
vom Weg mit dem Kreuz, vom Weg zum Kreuz. Er sitzt auf einem Steinblock,
er schöpft Kraft aus dem Boden, auf dem seine Füße ruhen. Er stützt
seinen Kopf, ausgehend vom Fuß, dem Bein, dem Knie, dem Ellbogen, dem
Arm, der Hand. Sein Kopf ruht in seiner Hand. Auf der anderen Seite
stützt er seinen Körper vom Fuß über das Bein und den Arm. Er sammelt
Kraft für seinen weiteren Weg bis zum Tod am Kreuz und bis zur Auferstehung.
Viele Menschen die hierher kommen sind auch verletzt, müde, kraftlos.
So wie dieser ausgemergelte Körper. Sie suchen Rast und Kraft und sie
hoffen auf Heilung, Auferstehung und Leben. Sie hoffen auf ein Leben
in Fülle, so wie es der Strahlenkranz und der goldene Muschelbaldachin
verspricht.
Fürbitten:
· Wir alle brauchen eine Rast in Geborgenheit, wir müssen Kraft
schöpfen für unseren weiteren Lebensweg.
Herr gib uns Ruhe und Kraft Wir bitten dich, erhöre uns!
· Nicht alles kann die moderne Medizin heilen. Auch wenn unsere
Hoffnung nachlässt,
Herr stärke uns und lass uns heil werden!
· Nachdenken, Entscheiden und Handeln brauchen Zeit. Herr gib
uns und allen Menschen die nötigen Fähigkeiten und die erforderliche
Ruhe und Gelassenheit dafür.
· Viele Menschen sind auf einem mühsamen Weg.
Gib jenen Zuversicht, deren Weg zu Ende geht und schenke ihnen Leben
in Fülle.
Vater
unser. . Friedensgruß. . ..