Bibelwandern
im Landkreis Dachau
Thema: Elija ist in die Wüste gegangen
am Pfingstsamstag, 3. Juni 2006
Der Wanderweg führte von Pipinsried durch den Wald über Schmarnzell
nach Asbach
Am
Waldrand beim Holzstoß
Viele Menschen können von Krisen erzählen, die sie durchlitten
haben: etwa von einer Krankheit, die Spuren hinterlassen hat; von einer
Kündigung, die die Familie finanziell vor große Probleme stellt;
von Schwierigkeiten mit einem Partner. Wie in ein finsteres Loch sind
sie damals gefallen. Nichts von dem, was sie bisher getragen hat, hat
noch Halt gegeben.
Auch die Bibel erzählt von Menschen, die durch eine Lebenskrise gegangen
sind. Abraham, der seinen Buben umbringen soll; Hiob, dem alles genommen
wird und der Gott anklagt; oder Jakob, der beim Übergang über
den Fluss Jabok mit Gott ringt und dabei seine zwielichtige Vergangenheit
aufarbeitet; oder ein Mann, von dem das 1.Buch der Könige erzählt.
Die Geschichte ist natürlich nicht historisch so passiert, sondern
es ist ein dichterisches Werk, das deshalb so geschrieben ist, damit wir
heute etwas daraus lernen: Es ist ein Text, der so finster angeht, dass
man die Seiten am liebsten aus der Bibel herausreißen möchte.
Doch er steht drin, dieser Text. Und wenn man sich auf ihn einlässt
und den Weg mit diesem Text weiter geht, löst sich am Ende der Knoten.
Man begreift, warum der Dichter dieses Textes den Anfang so finster inszeniert:
damit sich am Ende die Wahrheit umso heller abhebt - eigentlich ein pädagogischer
Trick.
Sprecherin:
Elija ist in die Wüste gegangen, eine Tagesreise weit, und als er
hingekommen war, hat er sich unter einen Ginsterstrauch gesetzt. Da hat
er sich den Tod gewünscht und gesprochen: "Es ist genug! Jetzt, Herr,
nimm mein Leben; denn ich bin auch nicht besser als meine Väter."
Dann hat er sich unter dem Ginsterstrauch niedergelegt und ist eingeschlafen.
(Kön 19, 4f).
Autor:
Elija will am liebsten nicht mehr aufwachen, so leer fühlt er sich.
Seinen Diener hatte er am Rand der Wüste zurückgelassen, er
ist weit genug von jedem Ort, wo Menschen wohnen, niemand wird ihn so
bald hier finden. Er will mit niemandem mehr zu tun haben. Nur mit seinem
Gott redet er noch einmal, wie in einem Abschiedsbrief. Elija ist am Ende,
er kann und will nicht mehr. Alles hat er falsch gemacht, so kommt es
ihm vor - alles ist daneben gegangen. Was war mit ihm geschehen? Blättern
wir im Buch der Könige ein wenig zurück:
Sprecherin:
Sobald König Ahab Elija erblickt hat, ruft er ihm zu: "Bist du es
wirklich, du Verderber Israels?"
Autor:
Elija, der Prophet Jahwes, und Ahab, Israels König, sind ganz wild
aufeinander. Sie streiten um die rechte Religion im Land. Ahab und Isebel,
die Königin, wollen im Land den Glauben an Baal, den orientalischen
Gott der Fruchtbarkeit, Elija aber will im Volk den angestammten Glauben
an Jahwe, den Gott der Väter. Elija fordert die Priester des Baal
zu einer Art heiligem Duell auf dem Berg Karmel: Zuerst sollen sie zu
ihrem Gott beten, dass ein Blitz vom Himmel den Scheiterhaufen auf dem
Altar entzünde, auf dem ein geschlachteter Stier als Opfer liegt.
Obwohl sie inbrünstig beten, ja sich sogar selber verletzen, rührt
sich nichts am Himmel. Dann betet Elija zu seinem Gott, Jahwe. Zwei Sätze
glanga…
Sprecherin:
…da ist das Feuer Jahwes herabgefallen und hat das Brandopfer und den
Holzstoß verzehrt, die Steine und den Erdboden, auch das Wasser
im Graben (um den Altar) hat es aufgeleckt. Als das Volk dies gesehen
hat, sind sie alle auf ihr Angesicht gefallen und haben gerufen: "Jahwe
ist Gott! Jahwe ist Gott!"
Autor:
Elija hat frisch gewagt und haushoch gewonnen! In einem Augenblick hat
sich ganz Israel wieder auf Jahwes Seite gestellt. Elijas Siegerfreude
schlägt um in religiösen Größenwahn: Wie wahnsinnig
steigert er sich immer mehr in Rage und hetzt das Volk auf die Propheten
Baals; der Mob kesselt sie ein…
Sprecherin:
….und Elija hat sie hinab an den Bach Kischon geführt und daselbst
geschlachtet.
Autor: Ja, das sind jetzt
solche Seiten in der Bibel, die wir am liebsten herausreißen möchten:
Elija, der Hitzkopf, hat nicht nur Feuer an den Opferaltar gelegt. Mit
Flamme und Schwert hat er alles ausgerottet und gemordet, was quer zu
seiner religiösen Überzeugung gelegen ist. Nur die Königsfamilie
steht noch zu Baal. Ahab schwört, Elija umbringen zu lassen. Aber
wird er sich trauen, dass er sich am Helden des ganzen Volkes vergreift?
Elija hat gewonnen.
Diese Situation
lassen wir jetzt auf uns wirken und gehen ein Stück den Weg, vor
wir im Text weiter gehen.
An der Buche bei der alten Mergelgrube kurze Betrachtung: Ein schöner,
mächtiger Baum, sie drückt rund um sich alles nieder
Autor:
Für Jahwe, den Gott Israels, hat Elija sich rückhaltlos eingesetzt.
Sein Name war sein Programm: Elija heißt übersetzt: "Jahwe
ist mein Gott!" (El = Gottheit; ja = Jahwe). Jahwe - und eben nicht Baal!
So, wie er aber denkt und handelt, ist Elija mehr und mehr so geworden,
wie die Jünger Baals sind. Er bildet sich ein, der Starke hätte
alles Recht auf seiner Seite, hätte die Lizenz zum Töten - und
bringt kurzerhand die um, die in seinen Augen Götzendiener sind.
Er meint, dass er für Jahwe kämpft - und in Wirklichkeit handelt
er wie die Anhänger Baals! Er, der den Namen Jahwes trägt, ist
schon längst auf der Gegenseite.
Manche Zeitgenossen machen es sich heute zu leicht, wenn sie sagen: "Alle
beten doch sowieso zum selben Gott." Aber entscheidend ist, was man sich
von seinem Gott vorstellt, denn das bestimmt doch die Lebenseinstellung.
Baal war unter den Nachbarvölkern Israels eine Naturgottheit. Baal
schenkt den Feldern, den Tieren, den Menschen Fruchtbarkeit. In der Wüste
wirkt Baal nicht. Baal ist dort, wo es aufwärts geht. Baal ist dort,
wo Menschen Erfolg haben, wo sie vor Kraft strotzen, wo das Schwache vom
Starken aufgefressen wird.
Heute wird Baal dort verehrt, wo den Unternehmen hohe Dividenden, hohe
Managergehälter wichtiger sind als Menschenschicksale; wo internationale
Finanzkonzerne aus purer Geldgier Mensch und Natur ausbeuten; wo Forscher
ungeborene Kinder als Ersatzteillager für menschliche Organe gebrauchen;
wo Terroristen ihre Religion mit Bomben in den Westen tragen; wo ein Staatspräsident
alle Welt mit Militärgewalt zum amerikanischen Lebensstil bekehren
will. Wer im Sinne Baals lebt, lebt genau entgegengesetzt zu dem, was
Jesus in der Bergpredigt mit seinen Seligpreisungen zeigt. Um den Baalsjüngern
aller Zeiten ein Spiegel vorzuhalten, hat der evangelische Pfarrer Heinz
Zahrnt die Seligpreisungen ins Gegenteil umgeschrieben.
Sprecherin:
|
Verraten sind die Armen,
denn sie haben nichts einzubringen.
Verraten sind die Leidtragenden, denn sie sind ausgeschlossen aus
der Gesellschaft.
Verraten sind die Sanftmütigen, denn sei werden an die Wand gedrückt
werden.
Verraten sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit,
denn Macht geht vor Recht,u.Geld regiert die Welt.
Verraten sind die Barmherzigen, denn Undank ist der Welt Lohn.
Verraten sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden übers
Ohr gehauen.
Verraten sind die Friedfertigen, denn sie werden zwischen die Fronten
geraten.
Verraten sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn
am Ende ist doch alles umsonst. |
Autor:
Elija hat eine große Sache durchgezogen. Er steht am Gipfel des
Erfolgs, hat alles im Griff: Die irdischen Gegner sind weggefegt, der
Herr des Himmels steht eindeutig auf seiner Seite. Elija auf dem Karmel:
Das ist wie eine Momentaufnahme der Lebensphase, in der er gerade steht.
Er ist ein Mann in den besten Jahren, er strotzt vor lauter Kraft. Vielleicht
fühlt sich der eine oder andere unter uns momentan auch so? Oder
er schaut zurück auf eine Zeit im Leben, wo er sozusagen auf seinem
Karmel gestanden ist und zufrieden hat sagen können: "Es ist gut
so, die Mühe hat sich gelohnt!"Vielleicht gibt es aber auch manche,
die auf einmal eine ganz andere Stimme in sich hören: "Ist das, was
ich erreicht habe, schon alles? Bin ich jetzt dort, wo ich eigentlich
hin wollte? Soll ich meinen Weg so weitergehen wie bisher? Oder bin ich
in die völlig falsche Richtung gelaufen? Bin ich so geworden, wie
ich eigentlich sein soll, meinem inneren Wesen nach sein soll?"
Sprecherin: Es ist genug!
Jetzt, Herr, nimm mein Leben; denn ich bin auch nicht besser als meine
Väter. Dann legte Elija sich unter dem Ginsterstrauch nieder. Er
schlief ein.
Autor: Wir treffen Elija
in der Wüste, nachdem er seinen größten Triumph gefeiert
hat. Ausgerechnet jetzt stürzt er in die Depression, nagen Selbstzweifel
an ihm, fühlt er sich einsam wie noch nie. Er war doch ganz obenauf
- und fühlt sich jetzt wie nach einer Riesenblamage. Jahwe hatte
sein Gebet erhört; aber war es richtig, dass Elija seine Gegner dann
abgeschlachtet hat?
Nach dem
Weg durch den Wald am Waldrand:
Das längere Stück Weg hat auch eine Bedeutung: Der Weg aus einer
Depression ist oft lang und schwer.
Autor: Plötzlich
schreckt Elija aus dem Schlaf auf, jemand hat ihn wachgerüttelt -
ein Bote Jahwes, erzählt das Buch der Könige. Jahwe lässt
nicht zu, dass Elija sich einfach so davonstiehlt. Einen Krug Wasser und
ein Stück Brot hat der Engel mitgebracht, damit soll Elija sich stärken.
Elija isst und trinkt. Aber so erschöpft ist er noch, dass er sofort
wieder einschläft.
Sprecherin: Noch einmal
kommt Jahwes Bote, noch einmal berührt er Elija: "Steh auf, iß
und trink, sonst ist der Weg für dich zu weit. Er steht auf, isst,
trinkt. Gestärkt durch diese Nahrung, wandert er vierzig Tage und
vierzig Nächte bis zum Horeb, dem Gottesberg. Dort geht er in eine
Höhle hinein, um darin zu übernachten. Doch ein Wort Jahwes
ergeht an ihn: "Was tust du hier, Elija?" --"Getrieben bin ich von ungestümer
Leidenschaft für Jahwe, den Gott der Heerscharen. Denn die Israeliten
haben den Bund verlassen, haben deine Altäre zerstört und deine
Propheten mit dem Schwert getötet. Ich allein bin übrig geblieben,
und nun trachten sie mir nach dem Leben."- JAHWE aber sprach: "Geh hinaus,
stell dich auf den Berg und halte dich für mich bereit! Ich werde
vorbeiziehen an dir." Da: Ein gewaltiger, verheerender Sturmwind, der
Jahwe vorangeht, er zerfetzt die Gebirge und spaltet die Felsen. Im Wind
ist Jahwe nicht. Dann, nach dem Wind, ein Erdbeben. Im Erdbeben ist Jahwe
nicht. Dann, nach dem Erdbeben, ein Feuersturm. Im Feuersturm ist Jahwe
nicht. Nach dem Feuer das Flüstern eines leisen Wehens.
Autor: Elija braucht
mehr als einen Zuspruch, so tief ist er abgesackt; Gott muss ihn sozusagen
von ganz unten herausholen. Die 40 Tage und Nächte: 40 ist eine durchgängige
Symbolzahl in der Bibel. Nach menschlicher Erfahrung brauchen Reifung,
Heilung, Veränderung Zeit, viel Zeit, und 40 Tage sind schon eine
Größenordnung, die stimmt. Elija will auf den Berg Horeb, auch
Sinai genannt. Auf dem Gipfel des Karmel war sich Elija im Siegestaumel
selbst wie ein Gott vorgekommen. Auf dem Gipfel des Sinai hatte Jahwe
dem Mose in den Zehn Geboten verkündet, dass er allein Gott ist.
Am Karmel war Elija zum Mörder geworden, vermeintlich um Gottes willen
- wie manche Terroristen heute oder die Kirche zur Zeit der Ketzerverfolgung.
Am Sinai hatte Gott die Weisung gegeben: Du sollst nicht morden! Eine
Ausnahme für fromme Gotteskrieger ist in den Zehn Geboten nicht vermerkt.
Elija ist zielstrebig, schier ohne Pause in Richtung Horeb marschiert.
Am Gottesberg angekommen, verbirgt er sich in einer Höhle. Da scheint
er am Ende seiner Kraft. Die Höhle ist ein Bild dafür, wie sich
jemand sozusagen in den Mutterschoß zurückflüchtet, wo
alles für ihn getan wird, er aber nichts tun muss. Manchmal braucht
der Mensch solche Zeiten, um sich zurückzuziehen - zum Beispiel wenn
er schwer enttäuscht worden ist, wenn er traurig und niedergeschlagen
ist, wenn er krank ist. Elija verwandelt sich sozusagen zurück in
das ungeborene Kind, das er einmal war. In der Höhle ist Elija am
Tiefpunkt seiner Krise.
Autor:
Jahwe hat seinen Diener Elija in die Kur genommen. Eine Kur kann anstrengend
sein, wenn sie heilen soll. Auch seelische Krisen können heilsam
sein, das sagen nicht nur die Meister des geistlichen Lebens, sondern
auch die Psychologen. In einer Krise ziehen wir uns zurück ins Innere,
die Kontakte zu den Freunden werden dünner, wir nehmen unsere Aktivitäten
zurück. Das ist die Zeit, in der etwas Neues reifen kann. -
Als Elija schutzlos in die Nacht der Höhle geht, also in das Dunkle
seines eigenen Lebens hineingeht, da macht er Gott die Tür zu seinem
Leben auf. Als er aufwacht und "Jahwe vorübergehen" sieht, hat er
sein Leben neu gefunden. Er tritt aus der Höhle - wie er einst als
Kind aus dem Mutterschoß ans Licht der Welt gekommen war. Aus der
Krise ist er wie neu geboren aufgestanden. Jetzt ist Elija ein reifer
Mensch, gereift in seinem Glauben. Nun hat er mehr von Gott begriffen:
Jahwe ist nicht im Sturmwind und nicht im Erdbeben und nicht im Feuer.
Das ist ihm klar geworden. Wo jemand die Welt im Sturmwind und durch Umsturz
oder Ausbrennen, durch Ketzerverfolgung oder durch Krieg im Irak retten
will, tut er es nicht im Namen Jahwes. Da ist bestenfalls Baal am Werk.
Elija hat Jahwe in neuem Licht gesehen. Darum ist er selber jetzt ein
anderer.
Abschluss
am Holzplatz bei der ehemaligen alten Buche, nicht der gerade der Gipfel
des Sinai, aber doch einer der höchsten Punkte in unserm Landkreis.
Sprecherin:
Nach dem Sturmwind, dem Erbeben, dem Feuer - das Flüstern eines leisen
Wehens. Sowie Elija es hört, verhüllt er das Gesicht in seinem
Mantel und tritt hinaus an den Eingang der Höhle. Da vernimmt er
Jahwes Stimme; Jahwe spricht zu ihm: "Geh, nimm denselben Weg durch die
Wüste zurück und begib dich nach Damaskus. Dort wirst du Hazael
die Salbung geben und ihn so zum König über Syrien machen. Ebenso
wirst du Jehu, dem Sohn Nimschis, die Salbung geben und ihn so zum König
Israels machen. Und Elischa, dem Sohn Schafats, wirst du die Salbung geben,
damit er Prophet sei und an deine Stelle trete.
Autor:
Elija tritt den Rückweg an, zurück durch die Wüste, zurück
zu den Menschen. Er salbt den König, sorgt für eine verlässliche
politische Ordnung. Die Leute im Land können wieder sicher auf die
Straße gehen, in Ruhe auf dem Feld arbeiten. Elija bestellt seinen
Nachfolger im Prophetenamt und zieht sich zurück. Er muss nicht alles
in der Hand haben, muss nicht unentwegt in Hochform sein und sich durch
ständigen Aktivismus beweisen. Aus Elija, dem blinden Eiferer, ist
ein besonnener Mann geworden.
Sprecherin:
Da: Ein gewaltiger, verheerender Sturmwind, der Jahwe vorangeht, er zerfetzt
die Gebirge und spaltet die Felsen. Im Wind ist Jahwe nicht. Dann, nach
dem Wind, ein Erdbeben. Im Erdbeben ist Jahwe nicht. Dann, nach dem Erdbeben,
ein Feuersturm. Im Feuer ist Jahwe nicht. Nach dem Feuer das Flüstern
eines leisen Wehens.
Autor:
Wären wir nicht auch oft gern der Elija auf dem Karmel - in Hochform,
auf dem Gipfel des Erfolgs, scheinbar von Gott persönlich für
unsere Leistung gelobt? - Doch, wie bei Elija, gehören auch zu unserem
Leben Fehler, Krisen, Durststrecken, durch die wir reifen und, hoffentlich,
erfahren dürfen, dass Gott auch in unser Leben hineinweht. Den Tiefschlaf
unterm Ginsterstrauch, den Marsch durch die Wüste, die Nacht in der
Höhle hat Elija gebraucht, damit er begreift, wie falsch er durchs
Leben gegangen ist, damit er spürt, dass Gott in den leisen Tönen
zu finden ist, in den sanften Bewegungen, dort wo im Kleinen ganz still
was Neues herwächst; im Unscheinbaren, im Schwachen, im ganz normalen
täglichen Leben. Noch im letzten leisen Verhauchen unseres menschlichen
Lebens ist Jahwe mitten drin.
In
der Kapelle in Asbach:
Das Stückerl Weg miteinander war nicht so arg anstrengend, aber vielleicht
doch der Weg durch den Text. Es war doch gut, dass Ihr durch den dunklen
Anfang des Textes mit durchgegangen seid, denn am Ende sieht man das Tröstliche
umso deutlicher: Jahwe ist nicht auf der Seite von Fürsten, Wirtschafts-
und Politikbossen "von Gottes Gnaden", sondern auf der Seite der Kleinen,
Unscheinbaren, er ist in unseren Schwächen. Er lacht bestenfalls
über die Nadelstreifenschnösel, die ständig ihr Imponiergehabe
vor sich hertragen. Denn seine Sprache ist das leise Vorüberschweben.
Er gibt uns die Freiheit, dass wir in unseren Schwächen nahe bei
ihm sind. Nicht nur als Einzelne spricht uns dieser Text an, sondern er
hält auch unserer Wirtschafts- und Politik-Gesellschaft den Spiegel
vor: Stimmt das, wie Wirtschaft und Politik mit den Menschen umgehen mit
dem Gotteserlebnis am Horeb zusammen? Ich glaube, wenn man das Gotteserlebnis,
das uns mit der Elijageschichte erzählt wird, an sich heranlässt,
dann kann man durchaus singen:
Lied "Lobet und preiset
ihr Völker den Herrn"
Kurze Kapellen-Erklärung.
Der Wirt ist gleich gegenüber.
Gestaltet von Christine und
Alois Igelspacher durch Überarbeitung der Vorlage: Katholische Morgenfeier
des Bayerischen Rundfunks vom 7.8.2005 von Pfarrer Hans-Peter Weigel
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