KLB-Archiv                 Emmausgänge früherer Jahre       

Emmausgang 1998
am 13. April 1998 in Hirtlbach

Eingangslied

Begrüßung

Hinführung
Um einem Menschen zu begegnen, muß ich bereit sein mich auf den anderen einzulassen, mich zu öffnen, seine Freude aber auch seine Not an mich heranzulassen. Damit ich mich auf den anderen überhaupt einlassen kann, brauche ich viel Vertrauen.

- Vertrauen in den anderen, daß er meine Offenheit nicht mißbraucht -und Vertrauen in mich selber: Muß ich mir doch selber einiges zutrauen, zumuten. Ich weiß ja nicht, was mir die Begegnung alles bringt. Da kommen sicher Fragen: Halte ich das aus, was mir der andere alles sagt? Übersteigt es nicht meine Kräfte?

Wir wollen unser Herz öffnen, damit wir in diesem Gottesdienst einander wirklich begegnen und miteinander Gott begegnen.

Kyrielied

Vergebungsbitte -
Es erbarme sich unser der barmherzige und gute Gott. Er verzeihe uns unsere Schuld und führe uns zu einem neuen und ewigen Leben. Amen.

Gloria - Liedheft-Nr. 22

Tagesgebet -
Lasset uns beten! Guter Gott, die Begegnung mit Jesus hat die Menschen froh gemacht. Sie haben sich auf den Weg gemacht und anderen von dir erzählt. Laß uns in unseren Gottesdiensten spüren, daß du bei uns bist. Dann können auch wir andere mit unserer Hoffnung und Freude anstecken. Darum bitten wir dich, durch Jesus, unseren Bruder . Amen.



Kirche in Hirtlbach

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Lesung Apostel Paulus

Zwischengesang - Taize-Halleluja

Evangelium

Predigt

Wenn wir jemanden treffen und der fragt uns aus Höflichkeit, wie es uns geht, so werden wir ebenso höflich antworten:"Danke gut". Etwas anderes will derjenige auch gar nicht hören. Würden wir ihm erzählen, wie es uns wirklich geht, wäre er überfordert; er hat eben nur höflich fragen wollen und wir haben höflich geantwortet, so wie es sich gehört.

Ein anderer stellt uns die gleiche Frage, wir könnten ihm alles erzählen, er hat viel Zeit und er interessiert sich sehr für uns, aber wir antworten auch wieder nur höflich: "Danke, gut", und gehen nach Möglichkeit schnell weiter. - Denn wir vermuten, daß er uns nur aus Neugierde fragt und wir haben Angst davor, daß er das Gehörte bei der nächsten Gelegenheit weitererzählt. So sind wir lieber vorsichtig und reden höchstens über bedeutungslose Dinge.

Wieder ein anderer fragt:"Wie geht es dir?", er wartet aber nur ungeduldig auf unsere Antwort und unsere höfliche Gegenfrage, um gleich loszulegen, um von sich und seinen großen und kleinen Sorgen zu reden, oder zu erzählen, was er alles leistet. Er interessiert sich überhaupt nicht für uns, er will nur von sich reden.

Und noch einmal ein anderer fragt:"Wie geht es dir?" Wir haben noch kaum einen Satz gesagt, da weiß er schon die richtige Therapie für uns, weiß ganz genau, was wir tun müssen, was für uns gut ist.

Alle diese Begegnungen helfen überhaupt nicht weiter. Es sind ja auch keine Begegnungen - es bleibt alles oberflächlich und damit alles beim Alten. Es bewegt sich nichts, es verändert sich nichts.

Von einer Begegnung ganz anderer Art erzählt uns das heutige Evangelium. Da sind zwei unterwegs von Jerusalem nach Emmaus. Sie haben Jerusalem verlassen, es ist für sie zum Grab geworden. Sie haben mit Jesus alle ihre Hoffnungen begraben. - Was hatten sie nicht alles von ihm erhofft!: Ein neues Reich, seine Herrschaft über die Welt, sichtbar für alle Menschen! Gerechtigkeit und Freiheit für alle Unterdrückten! Was sollen sie noch in Jerusalem?, da hält sie nichts mehr. Sie gehen zurück nach Emmaus, zurück in dieses verlassene jämmerliche Dorf. Emmaus war eine Garnison der römischen Besatzungstruppen. Emmaus war damals ein Symbol für die Unterdrückung, die Ausbeutung, die Hoffnungslosigkeit ihres Landes.

Hinter ihnen liegt der Karfreitag - vor ihnen Ausbeutung und Unterdrückung in der römischen Garnison. Noch dunkler könnte uns Lukas den Weg der Emmausjünger nicht schildern. Sie sind so in ihrer Trauer gefangen, daß sie es nicht merken, daß einer neben ihnen hergeht, mit ihnen mitgeht. Sie sind wie in einem Grab: Sie haben sich vergraben in ihren Schmerz, in ihre Hoffnungslosigkeit. Sie reden zwar miteinander, reden sich aber nur noch tiefer in ihren Schmerz hinein, vergraben sich nur noch mehr in ihre Hoffnungslosigkeit. Sie finden aus diesem "Grab" keinen Weg hinaus. - Aber da mischt sich der Fremde ein und fragt: "Über was redet ihr da miteinander, was bewegt euch denn so?" Ob eine Frage ernst gemeint ist, merkt man daran, ob der, der die Frage stellt bereit ist, sich auf den anderen einzulassen, ihm zuzuhören - auf seinem Weg ein Stück weit mitzugehen. Der Fremde in der Geschichte des Lukas geht mit, er geht weit mit - bis Emmaus. Er läßt sich von der Verdrossenheit der beiden nicht beirren und fragt noch einmal: "Was ist denn geschehen, was ist denn los mit euch?" Mit seiner Frage öffnet er gleichsam das Grab der Jünger: Und da bricht es aus ihnen heraus und sie reden von ihren enttäuschten Messiashoffnungen. Er hört ihnen zu. Er sagt nicht: "Erspart euch euer Gerede, ich weiß schon alles". Nein, sie dürfen ihre ganze Not aussprechen, ihre Hoffnungen und ihre Verzweiflung herausreden. Er nimmt sich Zeit für sie und hört ihnen zu. Erst nachdem sie alles aussprechen konnten, redet der Fremde.

Er redet von der Botschaft der Thora (den fünf Büchern Mose) und den Prophetenbüchern, die sie Sabbat für Sabbat gehört haben. Er sagt ihnen nichts neues, sie kennen sich aus, sie sind sozusagen bibelfest. Der Fremde erzählt ihnen die uralte Botschaft und öffnet ihnen dabei die Augen für neue Zusammenhänge. Die Jünger müssen lernen, ihre Messiasvorstellungen zu korrigieren. Der Messias ist nicht der strahlende Held, den sie sich gewünscht haben. In den Schriften der Bibel finden sie ein ganz anderes Messiasbild, z.B. den leidenden Gottesknecht bei Jesaija. Die Jünger lernen, den Karfreitag mit Hilfe der Bibel zu verstehen und zu deuten. Sie lernen, wahrscheinlich mühsam, im Gekreuzigten, im Gescheiterten den Messias zu entdecken. Sie lernen viel auf ihrem Weg von Jerusalem nach Emmaus. Nicht die Botschaft der Bibel hat sich verändert, sie selbst haben sich verändert und sehen deshalb mit neuen Augen. Es ist verständlich, daß sie den, der ihr Gespräch so wohltuend begleitet hat, festhalten möchten, und so drängen sie ihn, noch zu bleiben, mit ihnen zu essen. Was sie auf dem Weg miteinander erlebt haben, von dem ihr Herz voll ist, von dem ihr HERZ BRENNT, das wird greifbar, zeichenhaft sichtbar im Brot.

Da sitzen sie jetzt mit seinem Brot in ihren Händen und ihren brennenden Herzen und es wird ihnen bewußt: die Veränderung der Welt, von der sie geträumt haben, die sie vom Messias erwartet haben, ist ihnen aufgetragen, das ist jetzt ihre Aufgabe! Das Grab ihrer Hoffnungslosigkeit ist damit aufgebrochen und ihr Leben hat wieder Zukunft.

Ich wünsche uns allen Begegnungen, Wegbegleiter, die unser Herz brennen machen - und ich wünschte mir, daß wir selber solche Wegbegleiter sein könnten, die anderen das Herz brennen machen.


Emmausmahl von Caravaggio-1601

Fürbitten

Herr Jesus Christus, du hast deine Jünger auf ihrem Weg der Dunkelheit und Ratlosigkeit begleitet. Deine Nähe schenkt Kraft und Zuversicht. So bitten wir dich heute:

Schenke deine Nähe den Regierenden, daß sie sich um den Frieden in der Welt bemühen. Wir bitten dich, erhöre uns
Schenke deine Nähe allen, die Verantwortung in der Kirche tragen, daß sie auf die Fragen der Menschen
            Antworten geben, die weiterhelfen.
Schenke deine Nähe allen, die sich um die Zukunft deiner Schöpfung sorgen, daß ihr Einsatz nicht umsonst ist
Schenke deine Nähe unseren Familien, die sich um ein christliches Leben bemühen, daß die Weitergabe des
            Glaubens gelingt.
Schenke deine Nähe allen, die krank, einsam und voller Sorgen leben müssen, daß sie am Leben nicht verzweifeln.
Schenke deine Nähe den Leidtragenden von Krieg, Terror und Gewalt, daß sie Menschen finden, die gegen
            das Unrecht aufstehen.
Schenke deine Nähe unseren Verstorbenen, daß sie für immer bei dir sind.
Schenke deine Nähe uns allen, daß wir in deiner Nachfolge leben.

Wie die Jünger von Emmaus bitten wir: Herr bleibe bei uns, in jeder Stunde unseres Lebens und laß uns durch dich den Vater und den Hl.Geist loben und preisen in Ewigkeit. Amen.

Gabenbereitung - Liedheft Nr. 4

Sanktus - Liedheft Nr. 32

Vater Unser - Liedheft Nr. 30 (Kinder am Altar)

Friedensgruß
(Kinder verteilen Kärtchen)
Jesus gibt uns den Auftrag Frieden in die Welt zu bringen. Mit brennendem Herzen wollen wir uns auf den Weg machen

Meditation

Er öffnet uns die Augen, und wir verstehen: Jetzt ist es an uns, daß wir einander vergeben, das Wort sagen, Zeichen wirken, das Brot brechen, unseren Geist und unsere Menschlichkeit teilen. Der Anbruch des Reiches ist unser Auftrag. Liebe, Gerechtigkeit, Friede und Einheit allesamt unsere Sache. Wir gehen als Zeugen bis an der Erde Enden. Schlußgebet - Karl Lasset uns beten! Gütiger Vater! wir danken dir für Jesus, der uns zum Brot geworden ist. Wir bitten dich; dein Geist erfülle unsere Herzen und bewege unser Leben, damit wir in allem was wir tun, deinem Reich den Weg bereiten. Amen.'Einladen ins Pfarrheim: Dank an die Mitwirkenden -

Segen

Schlußlied - Liedheft- Nr. 34