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Besinnung am Jahresende 2016
Lesung der Heiligen Nacht
von Karl Müller
und den Schönbrunner Sängern u. Stubnmusi
am 27. Dezember 2016

Getreu dem von Karl Valentin verbreiteten Motto, "Wenn die staade Zeit vorbei is, werds aa wieder ruhiger" trifft sich traditionell das Landvolk am Jahresende zu einer besinnlichen Stunde. In diesem Jahr gab es etwas ganz Besonderes: Karl Müller trug in der St.-Vitaliskirche in Sigmertshausen die Heilige Nacht von Ludwig Thoma vor. Über 100 Besucher, die nicht alle einen Sitzplatz fanden, füllten das frühere Marienwallfahrtskirchlein, das vom berühmten Baumeister Joh.Michael Fischer 1755 erbaut worden war.

Doch der Reihe nach: Nachdem an dem Tag das Fest des hl. Johannes begangen wurde, segnete zu Beginn Landvolkpfarrer Josef Mayer den mitgebrachten (und den daheim verbliebenen) Wein und erklärte dieses Ritual. Der Wein erinnert zwar an den Giftbecher, den Johannes getrunken und der ihm nicht geschadet hat. Heute steht mehr im Vordergrund, dass Wein auch ein Zeichen für Gemeinschaft und gutes Zusammensein ist und Freude am Leben bedeutet, dem auch "Gift" nicht schaden kann.



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Die vor genau 100 Jahren von Ludwig Thoma geschriebene Weihnachtsgeschichte "Heilige Nacht" hat an Aktualität nichts eingebüßt. Vor allem der Teil der Herbergssuche und das Zusammenleben der Menschen; Armut, Nichtbeachtung, Heimatlosigkeit, Flucht, Unfrieden sind heute deutlicher denn je.

Dass die Weihnachtsgeschichte auch nach den Feiertagen die Besucher faszinierte, lag am meisterhaften Vortrag von Karl Müller, der von den Schönbrunner Sängern und der Schönbrunner Stubnmusi begleitet wurde. Die Zuhörer konnten so die Herbergssuche, die Thoma in das winterliche Oberbayern mit allen bayerischen Redensarten und Umgangsformen der damaligen Zeit verlegt hatte, nacherleben.

Karl Müller gehört seit Jahren zu den besten Erzählern dieser Weihnachtsgeschichte, die er mit großer Lebendigkeit -teils frei- vorträgt. Jeder Akteur in der Geschichte, sei es Maria oder Josef, der Handwerksbursche, der grollende Wirt oder seine keifende Frau bekommt eine eigene Stimme mit unverwechselbarer Tonlage und Lautstärke. So wurden die Zuhörer in Sigmertshausen mit hineingenommen in die mühevolle Wanderung und vergebliche Herbergssuche. Es war nicht nur ein Zuhören, sondern ein Erleben.


Musikalisch unterstützt wurde Karl Müller von den Schönbrunner Sängern, die mit ihren sonoren Stimmen den von Ludwig Thoma geschriebenen Liedtext so deutlich vortrugen, dass auch die Besucher in der letzten Bank jedes Wort verstehen konnten.
     
Und die Schönbrunner Stubnmusi, die die wartenden Zuhörer schon eine halbe Stunde vor Beginn der Lesung mit einfühlsamen Weisen auf die Geschichte einstimmten, begleiteten den Vortrag von Karl Müller immer wieder mit feinem Zitherspiel.

Es war für alle Zuhörer ein großartiges Erlebnis, das auch für Gesprächsstoff beim anschließenden gemütlichen Zusammensein im Gasthof Göttler in Rumeltshausen sorgte.

von Anneliese Bayer


Fotos: Alfred Bayer, Hans Schertl

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