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Jahresthema
2000: Dem
Leben Raum geben - Biblische Antworten auf Lebenskrisen
2. Schuld und Heilung
Referent
Prof.Dr.Ferdinand Hahn
Evangelisch-theol.
Fakultät der Universität München
Dienstag, 29.Februar 2000
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Teilnehmer
Schuld
geht weit über materielle und juristische Begriffe hinaus",
begann Prof. Hahn am 29. Febr. 2000
von der Münchener Uni den zweiten Arnbacher Gesprächsabend.
Schuld beruhe darauf, dass der Mensch selbstherrlich darüber entscheide,
was gut und böse ist und dabei seine eigensüchtigen Interessen
in die Mitte stellt. Damit bleibe er den anderen etwas schuldig. Schuld
sei immer persönlich zu verantworten und oft mit der Position von
Macht verbunden.

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Aber es gebe auch ein überindividuelles
Böses, betonte Hahn, einen Sog von Zwängen, böse
Strukturen, denen wir ausgeliefert sind. Dieses Böse sei
durch den Menschen verursacht, religiös gesprochen: durch
seine Abwendung von Gott. Es habe zwar für uns oft dämonische
Züge, aber es sei keine gegengöttliche Macht. Alles
sei Gott zu- und untergeordnet, meint Hahn. ,,Der eine Gott, auf
den alles zurückgeht, will das Böse nicht, aber er lässt
ihm Raum, weil er dem Menschen Freiheit und Eigenverantwortlichkeit
gegeben hat."
Sobald
man das Leben, die Menschen, die Dinge nicht mehr als Gabe sehe,
für die man verantwortlich ist, sondern als Besitz, mit dem
man frei schalten und walten kann, schaffe man die überindividuellen
Strukturen des Bösen und verstricke sich in Schuld. Diese
Schuld, sagte Hahn, treffe ins Innerste des Menschen wie eine
Krankheit, die zum Tod führt; sie trage Unheil in die ganze
leib-seelische Existenz des Menschen.
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Die
biblische Botschaft verkündet die Heilung der gesamten Existenz.
Auch in einer Weit voller Unheil gehe es immer wieder Ansätze,
Heilung zu erfahren, hob Hahn hervor. Das sei auch gemeint mit den Heilungserzählungen
über Jesus; sie seien keine vordergründigen Wundergeschichten,
sondern wiesen uns auf die praktische Lebenserfahrung hin, dass auch
heute in der vergänglichen Welt Heilung möglich ist. Diese
Erfahrung sei vor allem dort möglich. wo Menschen zusammenhalten,
einander vertrauen und auch anderen seine Lebenschance
gönnen. ,,Wir brauchen den Zuspruch des anderen, damit wir Heilung
erfahren können."
Werner Götz in Blickpunkte Mai 2000

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