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Trauerfeier für Anni Lachmann
am 22. Januar 2022 in der Petersbergbasilika

Predigttext von Pfarrer Josef Mayer

Lieber Horst, lieber Bernhard, liebe Anna Kathrin, liebe Angehörige, Verwandte, Freunde und Bekannte der verstorbenen Mitschwester Anni Lachmann,
Mitchristinnen und Mitchristen,

das "Einsammeln der Sonnenstrahlen", so haben wir beim gemeinsamen Trauergespräch am Petersberg im Anschluss an die Verabschiedung von Anni Lachmann in Markt Indersdorf festge-stellt, wie es uns ihr Lieb-lings-Kinderbuch erzählt, "gehörte zu den besonderen Kompetenzen der Verstorbenen, mit der sie vielen Menschen in allergrößten Nöten zu einer neuen Le-bensperspektive verhelfen wollte und konnte".

Diese Sonnenstrahlen von Anni - auch wenn wir sie heute am Tag des Abschiednehmens nicht sehen - sollen uns auch bei dieser Feier begleiten und stärken. Sie sollen im Lichtritus im Anschluss an diese Predigtgedanken noch vertieft werden.

Geboren am 12. Juni 1954 als die einzige Tochter des Ehepaars Otto und Anna Kappelmeier kam sie in Petershausen zur Welt. Dort verbrachte sie auch ihre Kindheit. Zunächst lebte die Familie am Sonnenhang und später am Dienstgelände der Isar-Amper-Werke.

Ab 1960 besuchte sie die Volksschule in ihrem Heimatort. Immer war sie darauf aus, etwas zu bewegen, weswegen ihr Wunsch nach höherer Bildung nicht von ungefähr kam. So wechselte sie 1965 auf die Mittelschule in Pfaffenhofen. Dort war Englisch nicht ihr Lieblingsfach - viel lieber wollten alle Schülerinnen und Schüler Theater spielen. Es gab in ihren Klassenarbeiten gute und auch schlechte Zensuren. Für die guten war der Vater der Unterschreiber und die schlechten vertraute sie allein der Mutter an.


Trauerfeier in der Petersbergbasilika am 22.Januar 2022                               

Nach der Schulzeit sammelte sie erste Berufserfahrungen bei der Deutschen Bahn. Aber das war nur eine Ausbildung, ihr Traum-ziel war es, als Erzieherin arbeiten zu dürfen. Daraufhin steuerte ihre weitere Weggeschichte zu. Im Evangelium heißt es: "Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich." Dieser Text aus den Seligpreisungen - von der auch das vor dem Altar stehende Bild ihrer Mutter erzählt - beschreibt hervorragend eine der wichtigsten Eigenschaften von Anni, nämlich das, sich auf die je neue Situation und den Standpunkt des Menschen vor Gott gut einzustellen. Die Haltung, die der Mensch da einnimmt, würde ich als "Armut vor Gott" bezeichnen. In diese Haltung, so mein Eindruck, hat Anni sich jeden Tag neu eingeübt. So gehörten zur Ausbildung zwei Praktika: das eine leistete sie bei der HPT in Dachau, das andere im Kinder-garten Pfaffenhoffen ab. Die anschließende erste, echte Kindergartenstelle bekam sie dann in Gröbenzell, wo sie mit großer Freude fast bis zum Tag der Geburt ihres Sohnes Bernhard im Oktober 1979 wirkte.

In diese Zeit fielen der Grundstückserwerb und der Hausbau für die junge, werdende Familie. 1975 heiratete sie ihren Mann Horst Lachmann standesamtlich. Die kirchliche Trauung fand ein Jahr später, auf dem von Anni sehr geliebten Petersberg statt. Mit dem Einzug ins neue Haus begann - trotz getrennter Eingänge - das Zusammenwachsen der jungen mit der älteren Familie. Es war eine fordernde, aber von allen Seiten gern mit-übernommene Lebensleistung. Das Zusammenspiel währte allerdings nur bis zum 5. September 1981, denn an diesem Tag starb der Vater von Anni Lachmann. Damit wurde das geplante Zwei-Gene-rationen-Team in eine durchaus herausfordernde Schieflage gebracht, zumal die jetzt verstorbene Anni ihre Mutter Anna viel-fach auffangen musste. Hierzu gehörten gemeinsame Urlaube und Unternehmungen sowie manche Unbill des Lebens.

Leichter wurde es mit dem Moment, da ihre Mutter Anna Kappelmeier zu malen begann. Ein von mir sehr geschätztes Werk ist die Bergpredigt, die wie bereits erwähnt am Altar steht und die die Botschaft vom Leben kündet, die im Evangelium steht und lautet: "Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden." Es ist die Hoffnung, dass der Trost, den Anni nun zu ihrer Mutter Anna hinträgt, auch Euch, liebe Familie Lachmann und uns alle, besonders trägt und das Weiterleben ohne die "verbale" Präsenz von Annis Sonnenstrahlen leichter macht.

"Diese Präsenz" von Anni hat im Hause Lachmann / Kappelmeier vieles auf den Weg gebracht. Sie hat auch den Gruppen, mit denen Anni verbunden war - ich nenne stellvertretend nur die Cursilistas und die KLBler*innen des Landkreises Dachau - unwahrscheinlich gutgetan. Anni war kreativ und motivierend. Sie hat Dinge in Bewegung gebracht. Deren gute Umsetzung brachte die Impulsgeberin immer wieder neu zum Strahlen. So wirkte sie - nach dem Wiedereinstieg in den Beruf im Jahre 1993 - zehn Jahre erfolgreich im pfarrlichen Kindergarten in Petershausen davon die meiste Zeit als Leiterin, begeisterte die Menschen bei Familienfreizeiten in Südtirol und bei Griechenlandfahrten und pflegte eine internationale Weite in all ihren Aktionen.

Sie war 16 Jahre im Vorstand der KLB Dachau, organisierte im Verbund mit dem ehemaligen Petersberg-Mesner Mato Golic Kleiderspenden für die Menschen im früheren Jugoslawien, war aber auch bei den Scheyrer Pilgerreisen dabei und bereicherte viele Gruppen durch ihre ungeheure Inspirationskraft. Die Freude an der Arbeit mit Kindern ließ sie sich nicht nehmen, auch wenn nun andere Anforderungen auf sie zukamen. So fand sie auch neue Tätigkeitsfelder über das eigene Haus hinaus, in denen sie sich verwirklichte - im Evangelium ist es der Abschnitt: "Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden."

Ab 2008 betreute Anni ihre Cousine Hilde und war quasi die Sonderpflegekraft an ihrer Seite. Dabei lernte sie Navigatorin eines letzten Weges zu sein. Dies vervollkommnete sie dann bei ihrer eigenen Mutter Anna, die nach längerer Krankheit schließlich im April des Jahres 2020, also vor noch nicht einmal zwei Jahren vor ihrer eigenen Lebenswende, den Weg in eine neue Wirklichkeit angetreten hatte. In der Coronazeit erlebte sie noch einige Höhepunkte und war offen für das, was noch kommen mag. Dass es für sie so ein schneller Aufbruch werden würde - niemand hätte im Traum daran gedacht, wenn er sie im Oktober 2021 noch gesehen hat.

Am Dienstag letzter Woche war ich bei ihr, die ihre letzte Lebensphase - getreu der eigenen Lebenshaltung - ebenfalls selbst organisiert hat. Sie dachte sich: "Selbst ist die Frau! Und so hat sie Caritas und Palliativstation selbst in ihre letzten Lebensschritte eingebunden. Ich erlebte bei der Krankenkommunions- und Salbungsfeier eine in sich aufgeräumte Persön-lichkeit, die in großer Offenheit und auch mit viel Dankbarkeit auf das, was gewesen ist, zurückschaute und das das, was kommt, vorausgeschaut hat. Nie vergessen werde ich die Worte: "Im Dezember habe ich noch einmal kräftig mit meiner Mutter gestritten, dass sie es nur so kurz allein aushalten kann, aber jetzt sage ich: Was kommen soll, darf kommen. Ich bin bereit." In dieser tiefen Offenheit - so merkte ich - mündet eine erfüllte Lebensgeschichte, wenn auch viel zu früh mit Hoffnung in ein neues Leben ein. Davon spricht wiederum das Evangelium, wenn wir da lesen: "Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel." Das wünschen wir alle Dir, liebe Anni, heute am Tag des Abschiednehmens von ganzem Herzen. AMEN.

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