Trauerfeier
für Anni Lachmann
Nach der Schulzeit sammelte sie erste Berufserfahrungen
bei der Deutschen Bahn. Aber das war nur eine Ausbildung, ihr Traum-ziel
war es, als Erzieherin arbeiten zu dürfen. Daraufhin steuerte ihre weitere
Weggeschichte zu. Im Evangelium heißt es: "Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich." Dieser Text aus den Seligpreisungen
- von der auch das vor dem Altar stehende Bild ihrer Mutter erzählt -
beschreibt hervorragend eine der wichtigsten Eigenschaften von Anni, nämlich
das, sich auf die je neue Situation und den Standpunkt des Menschen vor
Gott gut einzustellen. Die Haltung, die der Mensch da einnimmt, würde
ich als "Armut vor Gott" bezeichnen. In diese Haltung, so mein Eindruck,
hat Anni sich jeden Tag neu eingeübt. So gehörten zur Ausbildung zwei
Praktika: das eine leistete sie bei der HPT in Dachau, das andere im Kinder-garten
Pfaffenhoffen ab. Die anschließende erste, echte Kindergartenstelle bekam
sie dann in Gröbenzell, wo sie mit großer Freude fast bis zum Tag der
Geburt ihres Sohnes Bernhard im Oktober 1979 wirkte. Leichter wurde es mit dem Moment, da ihre Mutter Anna Kappelmeier zu malen begann. Ein von mir sehr geschätztes Werk ist die Bergpredigt, die wie bereits erwähnt am Altar steht und die die Botschaft vom Leben kündet, die im Evangelium steht und lautet: "Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden." Es ist die Hoffnung, dass der Trost, den Anni nun zu ihrer Mutter Anna hinträgt, auch Euch, liebe Familie Lachmann und uns alle, besonders trägt und das Weiterleben ohne die "verbale" Präsenz von Annis Sonnenstrahlen leichter macht. "Diese Präsenz" von Anni hat im Hause Lachmann / Kappelmeier vieles auf den Weg gebracht. Sie hat auch den Gruppen, mit denen Anni verbunden war - ich nenne stellvertretend nur die Cursilistas und die KLBler*innen des Landkreises Dachau - unwahrscheinlich gutgetan. Anni war kreativ und motivierend. Sie hat Dinge in Bewegung gebracht. Deren gute Umsetzung brachte die Impulsgeberin immer wieder neu zum Strahlen. So wirkte sie - nach dem Wiedereinstieg in den Beruf im Jahre 1993 - zehn Jahre erfolgreich im pfarrlichen Kindergarten in Petershausen davon die meiste Zeit als Leiterin, begeisterte die Menschen bei Familienfreizeiten in Südtirol und bei Griechenlandfahrten und pflegte eine internationale Weite in all ihren Aktionen. Sie war 16 Jahre im Vorstand der KLB Dachau, organisierte im Verbund mit dem ehemaligen Petersberg-Mesner Mato Golic Kleiderspenden für die Menschen im früheren Jugoslawien, war aber auch bei den Scheyrer Pilgerreisen dabei und bereicherte viele Gruppen durch ihre ungeheure Inspirationskraft. Die Freude an der Arbeit mit Kindern ließ sie sich nicht nehmen, auch wenn nun andere Anforderungen auf sie zukamen. So fand sie auch neue Tätigkeitsfelder über das eigene Haus hinaus, in denen sie sich verwirklichte - im Evangelium ist es der Abschnitt: "Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden." Ab 2008 betreute Anni ihre Cousine Hilde und war quasi die Sonderpflegekraft an ihrer Seite. Dabei lernte sie Navigatorin eines letzten Weges zu sein. Dies vervollkommnete sie dann bei ihrer eigenen Mutter Anna, die nach längerer Krankheit schließlich im April des Jahres 2020, also vor noch nicht einmal zwei Jahren vor ihrer eigenen Lebenswende, den Weg in eine neue Wirklichkeit angetreten hatte. In der Coronazeit erlebte sie noch einige Höhepunkte und war offen für das, was noch kommen mag. Dass es für sie so ein schneller Aufbruch werden würde - niemand hätte im Traum daran gedacht, wenn er sie im Oktober 2021 noch gesehen hat. Am Dienstag letzter Woche war ich bei ihr, die ihre letzte Lebensphase - getreu der eigenen Lebenshaltung - ebenfalls selbst organisiert hat. Sie dachte sich: "Selbst ist die Frau! Und so hat sie Caritas und Palliativstation selbst in ihre letzten Lebensschritte eingebunden. Ich erlebte bei der Krankenkommunions- und Salbungsfeier eine in sich aufgeräumte Persön-lichkeit, die in großer Offenheit und auch mit viel Dankbarkeit auf das, was gewesen ist, zurückschaute und das das, was kommt, vorausgeschaut hat. Nie vergessen werde ich die Worte: "Im Dezember habe ich noch einmal kräftig mit meiner Mutter gestritten, dass sie es nur so kurz allein aushalten kann, aber jetzt sage ich: Was kommen soll, darf kommen. Ich bin bereit." In dieser tiefen Offenheit - so merkte ich - mündet eine erfüllte Lebensgeschichte, wenn auch viel zu früh mit Hoffnung in ein neues Leben ein. Davon spricht wiederum das Evangelium, wenn wir da lesen: "Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel." Das wünschen wir alle Dir, liebe Anni, heute am Tag des Abschiednehmens von ganzem Herzen. AMEN. |