Arnbacher Gespräche Übersicht                          Arnbacher Gespräche 1995 

Jahresthema 1995: Gesellschaft im Umbruch - Suche nach Sinnspuren

Vorwort: 10 Jahre Arnbacher Gespräche

Vor 10 Jahren haben im kleinen Kreis des Katholischen Landvolkes im Landkreis Dachau die Arnbacher Gespräche begonnen. Landvolkpfarrer Alois Zenner gab den Impuls und prägte wesentlich die Themen der ersten Jahre. Als Landvolk "gemeinsam unterwegs" befaßten wir uns aus verschiedenen Blickrichtungen mit der Umbruchsituation von Kirche und Gesellschaft in der Gegenwart. Wir scheuten uns nicht, brisante Fragen aufzugreifen und darüber miteinander ins Gespräch zu kommen. Zunehmend ist es uns gelungen, kritisch-interessierte Christen auch außerhalb unseres Verbandes anzusprechen. Unser heuriges Rahmenthema lautete "Gesellschaft im Umbruch - Suche nach Sinnspuren".

Alle Gesprächsabende wurden in Lokalpresse ausführlich vor- und nachbereitet. Die Schlagzeilen lauteten z.B. "Zwischen Norm und Wirklichkeit - Gott schenkt gratis - Werte zur Orientierung".
Im Durchschnitt besuchten etwa 80 Teinehmer die Arnbacher Gespräche. Im kleinen Vortagssaal des Pfarrhauses kam man dabei zwangsläufig in Tuchfühlung mit den Referenten und den anderen Teilnehmern. Auch dies förderte einen regen Gedankenaustausch. In den Arnbacher Gesprächen wurde bewußt, daß der mündige und verantwortliche Mensch in der Beziehung zum Mitmenschen und zur Schöpfung Gottes Orientierung sucht und finden kann. Gründel zitiert Nitsche: "Wer ein Warum hat, verträgt fast jedes Wie".

 

 

1. Ihr seid zur Freiheit berufen
(Referent Weihbischof Haslberger)

Bei Weihbischof Haslberger ging es um um die Freiheit, die Sehnsucht nach ihr, aber auch um ihren Mißbrauch. Dabei bezog er sich immer wieder auf das Alte Testament, dessen Darstellung vom Auszug der Israeliten aus Ägypten für ihn das Szenario der Befreiung schlechthin ist. Im Bericht des Exodus werde die Sorge Gottes um den Menschen sichtbar und daß menschliches Leben nur in Freiheit möglich ist. Daraus aber, betonte Haslberger, ergebe sich auch die Verpflichtung, "dort wo Menschen unterdrückt werden, den Finger auf die Wunde zu legen".

siehe auch Zeitungs Bericht

 

2. Die Botschaft Christi als Weg in der pluralen Gesellschaft
(Referent Dr Josef Wagner)

"Du bist von Gott gemocht - gratis", so leitete Dr Josef Wagner den zweiten Abend ein. Die Botschaft Christi befreit vom Druck der Leistungsgesellschaft und läßt aufatmen. Doch das Mißtrauen der Menschen gegen die Zuneigung Gottes ohne jede Gegenleistung sitze sehr tief. Die Geschichte von Adam und Eva, denen das Paradies geschenkt war, zeigt dies deutlich. Die Schlange des Mißtrauens führte sie zu dem einen Baum, da sie meinten, daß Gott ihnen eine Erkenntnis vorenthalte. Die Vertreibung aus dem Paradies ist der Weg der Menschen in die Beziehungslosigkeit. Bei Kain und Abel führte das Konkurrenzdenken zum tödlichen Ausgang. Der Referent verstand es, durch treffende Beispiele und aussagekräftige Wortschöpfungen, die Bibel lebendig werden zulassen, Mut zu machen und das Selbstwertgefühl der Zuhörer zu stärken.

 

 

3. Wertesysteme
(Referent Prof. Johannes Gründel )

Prof. Johannes Gründel sprach von den 4 Dimensionen des Menschenbildes, dem Woher, dem Wohin, der Umwelt und dem Unbewußten. Diesen 4 Dimensionen eines philosophischen Menschenbildes fügte er eine fünfte, für den gläübigen Menschen entscheidene Dimension, hinzu. Dies ist die religiöse Dimension. Das Menschenbild prägt die Wahrnehmung und die Beziehung des einzelnen zu seiner Umwelt und bestimmt damit die Bewertung dieser Umwelt. Die so entstandenen Werte geben Orientierung für die Zukunft. Sie sind der rote Faden auf dem Weg zum Sinn im Leben. Die aus den Werten wachsenden Normen müssen sich in der Wirklichkeit des Alltags bewähren und letztlich dem Menschen dienen, wenn sie Bestand haben sollen. Unsicherheit bestand bei den Teilnehmern im Umgang mit den vielschichtigen, sich teilweise widersprechenden Werten unserer Zeit. Gründel meinte, es könnten zwar verschiedene Wertesysteme nebeneinander in unserer pluralen Gesellschaft bestehen, aber es müsse doch einige wenige grundlegende Werte geben, auf die sich alle einigen und die alle als verbindlich achten, wenn unsere Gesellschaft lebensfähig bleiben soll.

 

Werner Götz, KLB