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Jahresthema
1996: Wohlstand und Wachstum - Wo bleibt der Mensch
2.
Zukunftsfähiges Deutschland -
Wege zu einer sozial gerechten und umweltverträglichen (Welt)Wirtschaft
Referent Wolfgang Kessler
Redakteur bei Publik Forum,
Oberursel
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Das
zweite Arnbacher Gespräch des katholischen Landvolks am
28.2. 1996 befaßte
sich mit der Zukunft Deutschlands und den Wegen zu einer sozial gerechten
und umweltverträglichen Wirtschaft. 44 Teilnehmer diskutierten
mit dem Referenten Wolfgang Kessler über Zukunftsvisionen für
Deutschland. In seinem Impulsreferat skizzierte Kessler, der im Hauptberuf
politischer Redakteur der Zeitschrift Publik-Forum ist, die gegenwärigen
Probleme in unserem Land, zeigte anschließend einige punktelle
Lösungsansätze auf und stellte schließlich 5 Thesen
dar wie die Zukunft bewältigt werden kann.
Drei Gefahren prägen das gegenwärtige Bild. Da ist die ökologische
Gefahr mit Ozonloch, Trebhauseffekt und Ausblutung der Dritten Welt.
So ist der afrikanische Kontinent nur mit 1% an der Weltproduktion beteiligt.
Das zweite Problem ist die soziale Spaltung in unserm Land. Es gibt
inzwischen 4,5 Millionen Sozialhilfeempfänger und die Nettolohnquote
ist seit 15 Jahren wieder im Sinken, d. h. der Anteil der Löhne
und Gehälter am Gesamteinkommen nimmmt wieder ab. Die dritte Gefahr
stellt die Arbeitslosigkeit dar. 1995 waren nur mehr 7 Erwerbstätige
erforderlich, um dieselbe Wirtschaftsleistung zu erzielen wie vierzig
im Jahr 1960. Folge ist, daß auch künftig durch Rationalisierung
ein abnehmendes Arbeitsplatzangebot einer zunehmenden Zahl von Arbeitssuchenden
gegenüber steht. Hoffnung schöpft Kessler aus einigen punktuellen
Lösungsansätzen. Beispiele sind das Arbeitszeitverkürzungsmodell
bei VW, die konsequente Beachtung ökologischer Grundsätze
eines Hamburger Chemie- und Maschinenbauunternehmens, eine antroposophische
Bank, wo Geld nicht anonym wirtschaften darf und der Kaffee der "Eine-Welt-Initiative",
der auch den Erzeugern eine faire Existenzchance einräumt.
Fünf Thesen schlägt Kessler zur Sicherung der Zukunft vor.
Er
fordert
- Zuschüsse zur Beschäftigung von registrierten Arbeitslosen
bei gleichzeitiger
Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich,
- eine Energiesteuer
- einen erhöhten Mehrwertsteuersatz auf Luxusgüter
- Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung auch am Umsatz orientieren
- Einfuhren sollen an soziale und ökologische Mindestauflagen in
den Lieferländern gekoppelt werden.
In
der Diskussion wurde die Betroffenheit des einzelnen deutlich, es zeigte
sich, daß die Zukunftsbewältigung nicht allein von der Politik
erwartet werden kann, daß jeder einzelne alle seine Wirkungsmöglichkeiten
ausschöpfen muß, und daß es den bequemen Weg nicht
gibt. Für ein zukunftsfähiges Deutschland brauchen wir keinen
"Neuen Menschen", sondern wir müssen neue Rahmenbedingung
in unserer Wirtschaft und Gesellschaft gestalten. Dazu ist ein neues,
vielleicht unkonventionelles Denken erlaubt und gefordert.
Werner
Götz, KLB

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