Arnbacher Gespräche Übersicht                          Arnbacher Gespräche 1998 

 

Jahresthema 1998: Zukunft für das Leben

2. Mit weniger Gütern zu mehr Leben


Referent Hans Häußler

41 Menschen sind zum 2. Abend (17.2. 1998) gekommen, um darüber nachzudenken, wie das Leben in Einklang mit Natur und Mitmenschen zu bringen ist; welche Korrekturen notwendig sind. Es ist kein leichter Weg: Er führt bergauf. Bergauf gehen, heißt: Leichten Schrittes' gehen, Ballast abwerfen. Und nur wer bergauf geht, kommt oben an.

Die Zeit sei eigentlich reif; dass die katholische Soziallehre sich zur Nachhaltigkeit, zur Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschafts- und Lebensweise äußert, meinte der Referent des Abends, Hans Häußler, Leiter der Misereor Arbeitsstelle München. Dazu brauche es das Gespräch auch mit Gruppen, die einem sonst fern stehen. Das Kapital solle nicht verdammt werden, aber man müsse schon fragen dürfen, wer der Gewinner sei. Und so, wie wir die Güter der Erde gebrauchten, seien wir vielfach auf der Gewinnerseite, aber wir seien nicht zukunftsfähig, weil wir die natürlichen Lebensgrundlagen nicht schützen, weil die Armut wächst und die Industriegesellschaft des Nordens die Güter an sich zieht.

Hans Häußler

Weil wir im Verzichten nicht geübt seien, sei uns nicht bewusst, dass man mit weniger Gütern mehr Lebenswohlstand haben und zufriedener sein könne.Das Wertgefühl für qualitätsvolle Lebensmittel und Gebrauchsgüter müsste wieder wachsen. Gut leben statt viel haben. Konkret hieße das, langlebige, reparaturfreundliche Güter zu kaufen, abfallarm einzukaufen, indem man z.B. Pfandgläser bevorzugt statt Kunststoff- und Dosenverpackung. Auch solle man sich bewusst regional bei den örtlichen Einzelhändlern, Handwerkern und Bauern versorgen. Weiterhin solle man darauf achten, ob die Güter naturverträglich und zu fairen Arbeits- und Sozialbedingungen produziert worden sind. Vor allem bei den Gütern des Südens, z.B. Kaffee oder Kakao soll man auf das Transfair-Siegel achten.

Auch beim Verkehr wäre eine Wende dringend nötig. Sie wäre möglich, wenn man beim Einkauf auf die Herkunft achtete, z.B. auf exotische Plantagenfrüchte verzichtet, wenn es bei uns genug Äpfel gibt, wenn man bei der Ernährung die einheimischen Früchte und Gemüse-sorten der Jahreszeit bevorzugt oder z.B. heimisches Mineralwasser (oder gleich Leitungswasser) trinkt.

Ein Teilnehmer meinte, dass man vieles schon wusste und nur nicht umsetze. Eine Zuhörerin ergänzte, man fühle sich als einzelne vor so erdrückenden Problemen auch mutlos. Das bestätigte auch ein weiterer Zuhörer, der befürchtete, dass die vielen kleinen Ansätze z.B. in der Katholischen Landvolkbewegung letztlich doch untergingen, weil viele und vor allem diejenigen, die über die große Entwicklung bestimmten, doch den anderen Weg gingen, der eigentlich nicht zukunftsfähig ist. Der Abend schloss mit der Ermutigung, sanft mit der Erde umzugehen und dort, wo wir unmittelbar selbst entscheiden können, nämlich in unserer persönlichen Lebensführung, damit auch wirklich anzugehen. Wenn wir einander solidarisch beistehen, unsere konkreten Ideen austauschen und offensiv für eine Lebenseinstellung eintreten, die nicht im Konsum gipfelt, sondern die Natur schont und die soziale Gerechtigkeit achtet, dann hat das zukunftsfähige Leben noch eine Chance.

Alois Igelspacher in Blickpunkte Mai 1998