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Jahresthema
2001:
Alles hat seine Zeit
1.
Atemholen zum Leben: Sabbat - Tag der Ruhe, Tag der Heiligkeit
Referent Rabbiner Langnas
Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern
Dienstag, 30.Januar 2001
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Bericht Süddeutsche
Zeitung -
Bericht Münchner Merkur
Auftakt der Arnbacher Gespräche
Der
jüdische Sabbat als kostbare Insel in der Zeit
Der
orthodoxe Rabbiner Steven E Langnas über das Problem der Geschäftigkeit
Von Christa Fünffinger, SZ

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Arnbach - Wenn ein frommer
Jude wie Steven E. Langnas die Bedeutung des Sabbats beschreibt,
dann findet er dafür auch poetische Worte. "Der Sabbat ist
eine kostbare Insel in der Zeit. Vom Festland der restlichen Woche
weit entfernt", sagte der Rabbi am Dienstag beim ersten der drei
Arnbacher Gespräche.
Die Veranstaltung mit dem Rabbiner
von der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern
war der Auftakt zu den diesjährigen Arnbacher Gesprächen.
"Alles hat seine Zeit" hat die Katholische Landvolkbewegung
des Landkreises als Thema gewählt.
Das Interesse war groß.Rund
50 (70) Besucher saßen dicht gedrängt im alten Pfarrhof.
Wie beim christlichen Sonntag hat auch der Sabbat an Bedeutung
verloren. Die Zahl der Juden, die ihn mit all seinen Ge- und Verboten
halten, schätzte er auf "sicher nicht mehr als 20 Prozent".
In der Diskussion wollten die Besucher
im alten Pfarrhof auch wissen: "Wie wird man Rabbiner?"
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Die fundamentale Rolle des Sabbats
verdeutlichte der gebürtige US-Amerikaner Langnas, der vor
zweieinhalb Jahren von Basel nach München kam, mit vielen
Beispielen. Mit einem Bericht von deportierten Juden, denen der
Sabbat Kraft gibt, aber auch mit der Umschreibung: "Der Sabbat
drückt alle Sehnsüchte der jüdischen Seele aus.
"Das Problem der Geschäftigkeit
des modernen Menschen selbst an einem Ruhetag kennen Christen
wie Juden. "Wie viele von uns können inmitten aller drängenden
Verpflichtungen alles anhalten und sich für 24 Stunden von
der Welt abschließen und geistiger Beschäftigung widmen?",
fragte der Rabbiner.
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Langnas stellte Bräuche vor,
die mit der Feier des Sabbats verbunden sind. In der Diskussion
musste er jüdisches Brauchtum, Ge- und Verbote näher
erläutern: Die Forderungen, am Sabbat nicht mehr als 1000
Schritte zu gehen, nicht Auto zu fahren, kein Licht einzuschalten
oder sich jeder Arbeit im Sinne von physischer Betätigung
zu enthalten.
Langnas sagt von sich selbst, er
vertrete eine "orthodoxe Richtung". Die Abkehr vieler Juden von
der strengen Form des Sabbats sieht er mit Bedauern. "Überall
eine Minderheit, würde ich sagen, halten den Sabbat", sagte
Langnas.
Rabbiner wird man übrigens,
indem man lernt, Fragen zu religiösen Gesetzen entscheiden
zu können. Langnas studierte dafür vier Jahren an einem
College in New York und danach weitere vier Jahre intensiv die
jüdischen Gesetze.
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Süddeutsche Zeitung,
Dachauer Neueste vom 1.2.2001
Erstes
Arnbacher Gespräch 2001 mit dem Rabbiner Steven E. Langnas
Atemholen zum Leben: Sabbat
Dachau/Arnbach(rh) Den Auftakt zu den
Arnbacher Gesprächen 2001 unter dem Motto "Alles hat seine Zeit"
machte Rabbiner Steven E. Langnas mit seinem Thema "Atem holen zum Leben:
Sabbat ? ein Tag der Ruhe, Tag der Heiligkeit". Der Sabbat ist ein wöchentlicher
Ruhetag nach dem Vorbild des siebten Schöpfungstages: "Und Gott
segnete den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen
seinen Werken, die Gott geschaffen und ,gemacht hatte." Daher ist jede
körperliche Betätigung untersagt.Der Sabbat wird im Kreise
der Gemeinde in der Synagoge und durch Gebete in der Familie, bei denen
Brot und Wein gesegnet werden, gefeiert.
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Beginn und Ende mit Sonnenuntergang.
Wie alle jüdischen Festtage
beginnt und endet der Sabbat mit dem Sonnenuntergang. Das zwingt
den praktizierenden Juden alle Vorbereitungen für den heiligen
Tag bis Freitagnachmittag abgeschlossen zu haben. Die Speisen
müssen bereitet, die Kerzen entzündet sein, denn am
Sabbat darf nicht einmal ein Streichholz angezündet oder
ein Lichtschalter betätigt werden. Elektrischer Strom wird
nach der jüdischen Lehre mit Feuer gleichgesetzt, das während
des Sabbats nicht entzündet werden darf, da dies als verbotene
Einmischung in den Ablauf der Natur gilt.
Ausgenommen 'von dem Verbot der
Beschäftigung ist nur jemand, der sich selbst in Lebensgefahr
befindet oder anderen in Lebensgefahr hilft. Natürlich auch
der Rabbiner, der ja am Sabbat in der Synagoge für seine
Gemeinde "arbeiten" muss.
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Manchem mögen diese Gesetze des
Sabbats einschränkend erscheinen, doch einem gläubigen Juden
ist dieser Tag der Höhepunkt der Woche, eine Befreiung von der
Knechtschaft des Alltags, eine erfrischende Unterbrechung und, um es
in den poetischen Worten des Rabbiners auszudrücken "eine kostbare
Insel in der Zeit."
Bevor es in die Diskussion ging, beschrieb
Langnas, der aus den USA stammt und nach einem achtjährigen Aufenthalt
in Basel nun Rabbiner in der Münchner Israelitischen Kultusgemeinde
ist, den Ablauf eines Sabbats. Freitags von Sonnenuntergang wird der
Tisch festlich gedeckt, mindestens zwei Leichter entzündet, denn
an diesem heiligen Tag soll mehr Licht im Hause sein als gewöhnlich.
Die Familie ist beisammen und gern Auftakt der Arnbacher Gespräche
mit dem Sabbat. lädt man Gäste ein. Am Freitagabend und am
Samstagvormittag gehen die Männer in die Synagoge. Am Samstag dauert
der besuch in der Synagoge zwei bis drei Stunden, je nachdem wie lang
ein Rabbiner spricht. Anschließend wird gegessen und danach ein
wenig geschlafen oder ein Verdauungsspaziergang gemacht. Der Rest des
Tages gehört, der geistigen Erbauung, zu der auch das Spiel mit
den Kindern gehören kann.
Frauen von zeitlichen Geboten
ausgenommen
Die annähernd siebzig Zuhörer
im Arnbacher Pfarrhof, waren sichtlich fasziniert und erfuhren
durch ihre Fragen, die großes Interesse und teilweise auch
Kenntnisse bewiesen, dass die Kinder schon im Kindergarten mit
dem Sabbat vertraut werden und sogar Eltern, die den Sabbat nicht
so streng nehmen, zurückgeführt werden, dass es nur
für Männer Pflicht in die Synagoge zu gehen (und das
eigentlich jeden Tag), Frauen jedoch von allen Geboten, die einen
festen zeitlichen Rahmen betreffen, befreit sind, weil sie nach
dem Talmud schon die " tieferen Einsichten in das Leben" besitzen
- dass der Sabbat im Menschen bis Mitte der Woche nachwirkt und
dann die Vorfreude auf den kommenden einsetzt.
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Bericht Münchner Merkur, Dachauer
Nachrichten vom 6.2.2001

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