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Jahresthema
2002:
Lebensschwellen
- eine Chance
3.
Gesellschaft
der Ichlinge ?
Beheimatung in einer heimatlosen Welt
Referent Prof.Heiner Keupp
Mittwoch,
13. März 2002
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ericht Süddeutsche
Z
Bericht
Münchner Merkur -
Bericht Süddeutsche Zeitung
3.
Arnbacher Gespräch lockt 50 Besucher an
Das Leben selbst in die Hand nehmen
Bericht der Dachauer Nachrichten vom 16.3.2002

Text auf der Folie:
BEHEIMATUNG IN EINER HEIMATLOSEN WELT
Für den Menschen der Neuzeit,
der. das Gefühl der Behaustheit in der Welt,
die kosmologische Sicherheit verloren
hat, boten die organischen Gemein-
schaftsformen eine Heimatlichkeit des
Lebens, ein Ruhen in der direkten Ver-
bundenheit mit seinesgleichen, eine so-
ziologische Sicherheit, die ihn vor dem
Gefühl der völligen Preisgegebenheit
bewahrte."
Martin Buber
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Arnbach (red)
- "Die Menschen sind heute keine größeren Egoisten als
früher, aber die Gesellschaft zwingt den Einzelnen mehr als früher
sein Leben selbst in die Hand zu nehmen", eröffnete Prof. Heiner
Keupp, Sozialpsychologe an der Universität München, vor
wiederum fast 50 Besuchern den 3. Abend der Arnbacher Gespräche,
die von der Katholischen Landvolkbewegung im Landkreis Dachau im Arnbacher
Pfarrhof veranstaltet werden.
Man könne heute
nicht mehr das Lebenskonzept seiner Vorfahren übernehmen,
fuhr er fort, sondern man müsse sich selbst aktiv seine Heimat
suchen. Die Menschen hätten viel an Geborgenheit und sozialer
Sicherheit verloren, die Landschaft habe sich verändert, der
stabile gesellschaftliche Rahmen, der das Leben über Generationen
hinweg gestützt habe, sei nicht mehr vorhanden.
Keupp nannte die globale
Entwicklung als Ursache, die zu völlig neuen Verhältnissen
führe. Die Verbindung von Information und Wirtschaft führe
dazu, dass Kapital weltweit schneller als je dorthin verschoben
werde, wo die Rendite am höchsten sei. Die zum Teil schmerzlichen
Veränderungen würden aber auch eine große Sinnsuche
auslösen und die Sehnsucht entstehen lassen, dass die Heimat
so bleiben möchte, wie man sie lieb gewonnen hat.
Auch der Beruf
habe einen hohen Stellenwert, aber wer nur am Beruf orientiert sei,
könne auch alle anderen Lebenswerte verlieren und am Ende seines
Berufs heimatlos sein.
Ein Besucher
führte aus, dass es gerade für junge Leute heute viel
schwerer sei zu entscheiden, ob der eigene Weg stimme; sie könnten
nicht mehr einfach den Weg der Eltern übernehmen. Sie hätten
aber eher mehr soziale Beziehungen als ihre Eltern, nur sei die
Organisation lockerer.
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Der
Sozialpsychologe Heiner Keupp referiert bei den "Arnbacher Gesprächen"
Das Leben selbst in die Hand nehmen
Bericht
der Dachauer SZ vom 21.3.2002
Arnbach - "Die Menschen sind
heute keine größeren Egoisten als früher, aber die
Gesellschaft zwingt den einzelnen mehr als früher, sein Leben
selbst in die Hand zunehmen." Mit diesen Worten eröffnete Professor
Heiner Keupp, Sozialpsychologe an der Universität München,
vor fast 50 Besuchern den dritten Abend der Arnbacher Gespräche,
die von der Katholischen Landvolkbewegung im Landkreis Dachau im
Arnbacher Pfarrhof veranstaltet werden.
Man könne heute nicht mehr das
Lebenskonzept seiner Vorfahren übernehmen, fuhr Keupp fort.
Man müsse sich selbst aktiv seine Heimat suchen. Die Menschen
hätten viel an Geborgenheit und sozialer Sicherheit verloren,
die Landschaft habe sich verändert. Der stabile gesellschaftliche
Rahmen sei nicht mehr vorhanden. Die Orientierungspunkte veränderten
sich immer schneller.
Keupp nannte die globale Entwicklung
als Ursache, die zu völlig neuen Verhältnissen führe.
Die Verbindung von Information und Wirtschaft führe dazu, dass
Kapital schneller denn je dorthin verschoben werde, wo die Rendite
am höchsten sei. "Das trifft die Menschen zentral in allen
Lebensphasen", sagte der Referent.
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Die Veränderungen würden
aber auch eine große Sinnsuche auslösen und die Sehnsucht,
dass die Heimat so bleiben möge, wie man sie kenne. Aber eine
folkloristische Heimatinszenierung helfe nicht weiter, mahnte Keupp. Die
Menschen sähen ihre Heimat heute sehr unterschiedlich. Sie müssten
deshalb ein Netzwerk aufbauen mit anderen, mit denen sie mit gleichen
Vorstellungen verbunden seien. Der Beruf habe dabei einen hohen Stellenwert,
aber wer nur am Beruf orientiert sei, könne am Ende heimatlos sein.
Da könne auch der Fundamentalismus ein Versuch sein, sich zu beheimaten,
sagte eine junge Teilnehmerin.
Ein Besucher sagte,
dass es gerade für junge Leute heute viel schwieriger sei zu entscheiden,
ob der Weg stimme. Sie könnten nicht mehr einfach den Weg der Eltern
übernehmen. Keupp meinte dazu, es sei durchaus seriös, wenn
die Jugend deshalb etwas mache, weil es ihr selbst etwas bringe. Die Jugend
sei bereit, sich zu engagieren, nur müsse sie das Gefühl haben,
da ist Platz für mich. "Das politische Interesse der Jugend geht
allerdings gegen Null", klagte ein Teilnehmer, "weil die Jugend die Wahrnehmung
hat, dass im politischen System was nicht stimmt. Sie will etwas bewegen
können, sich einbringen, mitgestalten." Die Menschen müssten
ihren eigenen Lebenssinn suchen, sagte der Sozialpsychologe Keupp. Heimat
sei heute die gelungene Selbstfindung und die Vernetzung mit Gleichgesinnten.
Diese Beheimatung verlange persönlichen Einsatz und Zeit.

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