Bußgottesdienst
1994 Thema:
"Der
rote Faden in meinem Leben"
Ein paar Gedanken zum roten Faden: Nehmen wir ihn ruhig in die Hand und halten wir ihn fest. Der Faden in unserer Hand will uns fragen: Gibt es in unserem Leben so etwas wie einen roten Faden, der uns durch das Labyrinth und die Verstrickungen unseres Lebens hindurchführt zur Freiheit der Kinder Gottes? Wir wollen uns besinnen: Herr - verstrickt in viele Netze, Notwendigkeiten und Pflichten erkennen wir oft nicht mehr den roten Faden, den Sinn unseres Lebens. Herr - gebunden an viele Lasten, Sorgen und Ängste suchen wir oft vergeblich nach dem roten Faden, nach dem Sinn unseres Lebens. Herr - geblendet von vielen Bildern, Versprechungen und Reklame finden wir kaum noch den roten Faden, den Sinn unseres Lebens. Herr - zerrissen von eigenen Wünschen und fremden Anforderungen von außen, suchen wir verzweifelt nach dem roten Faden, nach dem Sinn unseres Lebens.
l. Unsere Welt - ein Labyrinth Unsere Welt erscheint uns wie ein Labyrinth, wie ein undurchschaubares Gewirr von vielfach verschlungenen Gängen und Wegen. Wir hören eine Geschichte aus den Sagen der Griechen, in der ein roter Faden den Verirrten Rettung bringt: Auf der Insel Kreta hauste in einem unterirdischen Labyrinth ein Ungeheuer, halb Mensch und halb Stier, der Minotauros. Die Bewohner der Insel mussten ihm alle neun Jahre sieben junge Mädchen und sieben junge Burschen zuführen. Der griechische Held Theseus reihte sich freiwillig unter die Schar der Todgeweihten ein. Die Tochter des Königs von Kreta, die schöne Adriane drückte ihm ein Knäuel mit rotem Garn in die Hand, damit er mit den anderen den Weg wieder zurückfinden könne. Theseus befestigte das Ende des Garns am Eingang und ließ das Knäuel abspulen, während sie sich ins Innere der Höhle vortasteten. Theseus gelang es in der Mitte des Labyrinthes das Ungeheuer zu besiegen. Das rote Garn half ihnen, durch die sinnverwirrenden Windungen des Irrgartens wieder zum Eingang der Höhle zurückzufinden. Stille
Lied: GL 183,4-5
2. Unsere Welt - ein Turm Manchmal sind wir so gefangen in uns und um uns, daß eine Befreiung nur noch von außen möglich ist. Hören wir dazu eine Geschichte, in der ein Faden die Rettung einleitet: Ein hoher Beamter fiel bei seinem König in Ungnade. Der König ließ ihn im obersten Raum eines Turmes einkerkern. In einer mondhellen Nacht stand der Gefangene auf der Zinne des Turmes und schaute hinab. Da sah er seine Frau unten stehen. Sie gab ihm Zeichen und berührte die Mauer des Turmes. Gespannt blickte der Mann hinunter, aber es war für ihn nicht zu erkennen, was seine Frau tat. So wartete er geduldig. Die Frau hatte einen honigliebenden Käfer gefangen. Sie bestrich seine Fühlhörner mit Honig. Dann befestigte sie das Ende eines Seidenfadens am Körper des Käfers und setzte ihn mit dem Kopf nach oben an die Turmmauer. Der Käfer kroch langsam dem Geruch des Honigs nach, bis er schließlich dort ankam, wo der gefangene Ehemann stand. Der Mann lauschte in die Nacht hinein, sein Blick ging nach unten. Da sah er den Käfer über die Brüstung klettern. Er griff behutsam nach ihm, entdeckte den Seidenfaden, löste ihn vom Körper des Käfers und zog ihn langsam zu sich empor. Der Faden wurde schwerer und am Ende des turmlangen Seidenfadens war ein Zwirn befestigt. Der Mann zog nun auch diesen Zwirn zu sich empor. Und am Ende hatte der Mann eine starke Schnur in der Hand. Er zog auch diese zu sich herauf und ihr Gewicht nahm immer mehr zu. Am Ende der Schnur war ein starkes Seil angeknotet. Der Mann machte das Seil an einer Turmzinne fest. Der Gefangene ließ sich daran hinab und war frei. Mit seiner Frau ging er schweigend in die stille Nacht hinaus und verließ das Land des ungerechten Königs. Stille Besinnungsfragen
Lied; GL 168,1-4 EVANGELIUM
Kurze Ansprache
Laßt uns unseren Glauben bekennen:
Meditatives Orgelspiel 3. Unsere
Welt - und das Seil über dem Abgrund! Hören wir eine 3. Geschichte: Über dem Marktplatz einer kleinen Stadt hatte ein Seiltänzer sein Seil gespannt. Er machte über den staunenden Blicken vieler Zuschauer seine gefährlichen Kunststücke. Gegen Ende der Vorstellung holte er einen Schubkarren hervor und fragte einen Anwesenden: "Trauen Sie mir zu, daß ich den Karren über das Seil schiebe?" - "Aber gewiß", antwortete der Gefragte fröhlich, auch andere stimmten zu. Der Seiltänzer fragte weiter: "Würden Sie sich dann meiner Geschicklichkeit anvertrauen, sich in den Karren setzen und von mir über das Seil fahren lassen?" Die Mienen der Zuschauer wurden ängstlich. - Nein, dazu hatten sie keinen Mut! Da meldete sich ein Kind, kletterte hinauf, und unter dem gespannten Schweigen der Menge schob der Mann das Kind über das Seil. Als er am anderen Ende ankam, klatschten alle begeistert Beifall. Einer aber fragte das Kind: "Sag, hattest Du keine Angst da oben?" "0 nein", lachte es, "denn es ist ja mein Vater, der mich über das Seil schob!" - Stille - Besinnungsfragen
Lied: GL 160,1-3 Bekehre uns, vergib die Sünde. . Schuldbekenntnis 1. Wir wollen
vor Gott bekennen und bereuen, daß wir uns im Labyrinth des Lebens
oft aus eigener Schuld verirren. Der rote Faden der Liebe, der uns mit
Gott und den Mitmenschen verbindet droht abzureißen. Meditatives Orgelspiel (GL 164) Wir sprechen gemeinsam das Schuldbekenntnis: Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen und allen Brüdern und Schwestern, daß ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Engel und Heiligen und euch Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei Gott, unserm Herrn. Amen. Vergebungsbitte
Der gütige Gott erbarme sich unser. Er lasse uns die Sünden nach und führe uns zum ewigen Leben. Amen Segen und Entlassung Wir wollen um
Gottes Segen bitten: Das gewähre uns der gütige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. - Amen. Nehmen Sie den roten Faden mit nach Hause und erinnern Sie sich daran: Es gibt auch in meinem Leben einen roten Faden, der mich aus dem Labyrinth, aus manchem Turm befreien und über manchen Abgrund führen kann. - Gott, der uns immer wieder aufs Neue sagt: "Ich bin für dich da!" Gehet nun hin in Frieden. - Dank sei Gott. . Schlußlied: GL 261,1-3 Den Herren will ich loben, es jauchzt In Gott mein Geist; |
Texte früherer Bußgottesdienste