Bußgottesdienst
1995
am 7. April 1995 in der Basilika Petersberg
Thema:
"Steine in unserem Leben"
Lied: GL
168 O Herr, nimm unsre Schuld. .
Einführung:
Liebe Schwestern und Brüder!
Gott, der für uns Vater und Mutter ist, kommt uns in dieser
Stunde entgegen. Er ist bei uns in diesem abendlichen Bußgottesdienst,
mit dem wir uns gemeinsam auf das Osterfest vorbereiten. Dazu
begrüße ich Euch ganz herzlich. In Jesus von Nazareth
begegnet uns das Erbarmen und die Liebe Gottes. Gott lädt
uns zur Umkehr ein. Wir spüren Lasten, Kälte und Härte
in unserem Leben. Wir möchten neu aufatmen und Wärme
spüren. Dazu brauchen wir die Umkehr, vor allem aber die
Vergebung. Bußgottesdienst feiern wir gemeinsam, weil wir
aneinander und miteinander schuldig geworden sind. Durch unsere
Fehler stören und zerstören wir nicht bloß unser
Leben, sondern schaden auch dem Ändern. Sünde zerstört
die Gemeinschaft. Wir sind Menschen, die miteinander ihr Versagen
vor Gott, vor dem Mitmenschen und vor sich selber bewältigen
und die Gemeinschaft neu begründen möchten. Dazu reicht
uns Gott seine heilende Hand.
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So beginnen wir diesen Bußgottesdienst:
Im Namen des Vaters. .
Ein paar
Gedanken zum Stein
Nehmen Sie ihn
ruhig in die Hand und halten Sie ihn fest. Fühlen Sie wie kalt und
schwer er ist, wie er sich in die Hand einfügt, aber auch wie er
langsam warm wird in der Hand. Der Stein in der Hand will uns sagen: Gibt
es in unserem Leben Lasten, die uns niederdrücken, Kälte die
uns starr macht? Spüren wir in unserem Leben Wärme und Geborgensein,
die Geborgenheit der Kinder Gottes?
Kyrierufe:
Herr - gebunden an
die Geschäftigkeit des Lebens, getrieben von der Jagd nach Ansehen
und Erwerb, vergessen wir, daß unser Leben vor allem Herzenswärme
braucht.
- Herr, erbarme dich.
Herr - gewohnt an unsere kleinen Fehler, merken wir nicht, wie sie unser
Leben verändern und den Blick für die Not anderer Menschen verschließen.
- Christus, erbarme dich.
Herr - niedergedrückt von schweren Lasten verlieren wir oft den Mut
und das Vertrauen, daß unser Leben eine Zukunft hat.
- Herr, erbarme dich.
Lied:
GL 160 Bekehre uns, vergib die Sünde. .
Gebet
Lasset uns beten:
Guter Gott, laß
unser Herz durch dein Wort weit werden, daß wir selber und die anderen
durch uns glücklicher werden. Mach unser Herz deinem ähnlicher.
Vergib uns alle Schuld, durch die wir selbst unser Herz so eng gemacht
haben. Darum bitten wir, durch Jesus Christus, unserem Herrn. Amen
Besinnungsteil
- Gewissenserforschung
1. Geschichte:
"Das kalte Herz"
Ein armer Köhlerbub
kam sonntags ins Dorf. Er sah im Wirtshaus Männer, die soviel Geld
ausgaben, wie er das ganze Jahr verdiente. Und diese Männer hatten
großes Ansehen. Soviel Geld und Ansehen möchte ich auch haben,
dachte er sich und schlich betrübt in den Wald zurück. Da traf
er auf das Glasmännlein; es gab ihm einen Wunsch frei: "Ich möchte
immer soviel Geld haben, wie der reichste Mann im Wirtshaus in der Tasche
hat." Großzügig gab der Köhlerbub nun Geld aus und vergaß
auch die Armen nicht. Doch schnell war sein Glück zu Ende, denn eines
Tages hatte der Reiche kein Geld mehr in der Tasche. Arm ging der Köhlerbub
wieder in den Wald zurück. Da trat der schwarze Michel auf ihn zu:
"Das hast Du falsch gemacht. Köhlerbub; Du hast hunderte von Gulden
an Bettler und Gesindel verschwendet. Und was hast Du jetzt von ihren
guten Wünschen? Gib mir Dein Herz und Du wirst sehen, wie gut es
Dir dann geht."
"Und was trag
ich dann in der Brust?" wollte der Köhlerbub wissen. "Ein steinernes
Herz" antwortete der schwarze Michel "und Du wirst weder Angst, noch Schrecken,
noch törichtes Mitleid spüren." "Und wo ist das Geld?" fragte
der Köhlerbub. "Nun, mit 100.000 Gulden hast Du fürs erste genug",
antwortete der Michel. "Gib mir Dein Herz gegen den Stein und treib das
Geld um, dann wirst Du reich und angesehen." Der Köhlerbub ging darauf
ein. Er zog in die nahe Stadt, heiratete und seine Geschäfte gediehen
prächtig. Er kalkulierte genau, wußte wo sein Vorteil war.
Die ganze Gegend schuldete ihm nach und nach Geld, er lieh es zu hohen
Zinsen; in Notzeiten verkaufte er Korn zum dreifachen Wert. Und wer nicht
pünktlich zahlte, den trieb er von Haus und Hof. Wenn Frauen und
Kinder um Gnade flehten, trieb er sie mit Hunden weg. Der "Köhlerbub"
wurde unermesslich reich, aber die Menschen flohen vor ihm und er wurde
einsam und verlassen. Er spürte die harte Kälte in sich. Da
ging er wieder in seinen alten Köhlerwald, um einen Einsiedler zu
fragen. Der gab ihm den Rat: "Geh, suche die Menschen in Not und setze
dein Geld dort ein." Der ehemalige Köhlerbub folgte dem Rat. Und
mit jedem guten Wort und jeder helfenden Tat schmolz langsam der Stein
in seiner Brust; er spürte wieder sein Herz. Als er starb, war aus
dem harten Reichen ein glücklicher Armer geworden.
Wir wollen
uns besinnen:
Ein Stein in
meiner Hand - ein Herz aus Stein. Bin ich hart geworden gegen die Not
und Einsamkeit anderer, kalt und berechnend, wenn mein Vorteil zählt?
Menschen haben gelernt, nur wer hart ist, setzt sich durch. Härte
braucht man um etwas zu erreichen. Leben auch wir danach? -Stille-
Aus dem Buch
Ezechiel (11,19-21):
So spricht der Herr,
ich schenke ihnen ein anderes Herz und schenke ihnen einen neuen Geist.
Ich nehme das Herz von Stein aus ihrer Brust und gebe ihnen ein Herz von
Fleisch, damit sie nach meinen Weisungen leben und auf meine Rechte achten
und sie erfüllen. Sie werden mein Volk sein und ich werde ihr Gott
sein.
Lied:
GL 746, Psalm 116 A
Beim Herrn ist Barmherzigkeit. . Kehrvers Vorsänger/Alle; Vorsänger
>Verse 5-9; Kehrvers >Alle
2. Geschichte:
"Die Legende
von den Steinen" Zwei Frauen kamen zu einem Rabbi und baten um Belehrung.
Die eine hielt sich für eine große Sünderin. Sie hatte
in der Jugend ihren Mann betrogen und das quälte sie unablässig.
Die zweite dagegen, die ihr Lebtag nach dem Gesetz gelebt hatte, war mit
sich zufrieden. Der Rabbi fragte beide Frauen über ihr Leben aus.
Die eine bekannte unter Tränen ihre große Sünde und erwartete
sich keine Vergebung. Die zweite Frau sagte, daß sie keinerlei besondere
Sünde begangen habe. Der Rabbi sagte zur ersten Frau: "Geh, du Magd
Gottes, und suche dir einen so schweren Stein, daß du ihn gerade
noch zu mir bringen kannst. . Und du", sagte er zu der zweiten Frau, "bringe
auch mir Steine, so viele du tragen kannst, aber lauter kleine." Die Frauen
gingen und führten die Weisung des Rabbi aus. Die eine brachte einen
großen Stein und die andere einen Sack voller kleiner Steinchen.
Der Rabbi sagte: "Nun tragt die Steine wieder zurück und legt sie
an den Platz, wo ihr sie aufgelesen habt und dann kommt wieder zu mir."
Die erste Frau fand sofort den Platz, wo sie ihren großen Stein
weggenommen hatte; aber die zweite konnte sich nicht mehr erinnern, wo
sie dieses oder jenes Steinchen weggenommen hatte und kehrte unverrichteter
Dinge zurück. "Siehst du", sagte der Rabbi zur ersten, "genauso ist
es mit den Sünden. Du hast den großen und schweren Stein leicht
an seinen Ort zurückgelegt. Du wußtest deine Sünde, wurdest
demütig und hast dich so von den Folgen der Sünde frei gemacht."
"Du dagegen", wandte er sich an die Frau mit den vielen kleinen Steinchen,
"hast in kleinen Sünden gesündigt, wußtest sie nicht mehr,
gewöhntest dich an ein Leben in Sünden, verurteilst die Sünden
anderer und verstrickst dich immer tiefer in deine eigenen."
Wir wollen
uns besinnen:
Ein großer Stein und viele kleine Steinchen. Geht es uns oftmals
nicht auch so, die kleinen Verfehlungen achten wir nicht mehr: das mürrische
Gesicht, der vergessene Gruß, die unterlassene Handreichung, die
arrogante Antwort? Sie schleichen sich ein und werden zum hartnäckigen
Bestandteil meines Lebens. Was sind so die kleinen Steine in meinem Leben?
-Stille
Wir wollen
uns besinnen:
Ein großer
Stein und viele kleine Steinchen. Geht es uns oftmals nicht auch so, die
kleinen Verfehlungen achten wir nicht mehr: das mürrische Gesicht,
der vergessene Gruß, die unterlassene Handreichung, die arrogante
Antwort? Sie schleichen sich ein und werden zum hartnäckigen Bestandteil
meines Lebens. Was sind so die kleinen Steine in meinem Leben? -Stille
3. Geschichte:
"Die Steinpalme"
Am Rande einer Oase stand ein junger Palmbaum im besten Wachstum. Ein
finsterer Mann aus der Wüste, der nichts Schönes sehen konnte,
nahm einen schweren Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die
Krone. Die junge Palme schüttelte und bog sich um die Last abzuwerfen.
Vergebens. Zu fest saß der Stein in der Krone. Da krallte sich der
junge Baum tiefer in den Boden und stemmte sich gegen die steinerne Last.
Er senkte seine Wurzeln so tief, daß sie die verborgene Wasserader
der Oase erreichten; Befreit schoß die Quelle nach oben. und die
Palme stemmte den Stein so hoch, daß ihre Krone über jeden
Schatten hinaus reichte. Wasser aus der Tiefe und Sonnenglut aus der Höhe
machten eine königliche Palme aus dem jungen Baum. Die Palme wurde
der mächtigste Baum in der Oase. Seine Stein-Last hat ihn stark gemacht;
sein Schatten schützte Menschen und Tiere vor Sonnenglut, seine Quelle
bewahrte sie vor dem verdursten.
Wir wollen
uns besinnen:
Lasten drücken
nieder wie ein Stein und nehmen uns Lebensfreude und Zuversicht: Legen
wir anderen Lasten in den Weg oder helfen wir ihnen, Lasten zu tragen
und das Leben neu zu entdecken? Können wir eine Last annehmen und
daran reifen, um andere zu ermutigen? Beugt uns die Last auf den Boden
der Verzweiflung und Einsamkeit oder lassen wir uns von Gottes Zusage
aufrichten, daß uns das Leben in Fülle verheißen ist?
- S t
i l l e -
Lesung aus
dem Evangelium nach Matthäus: (28,1-3)
Spät nach dem Sabbat aber, im Aufleuchten des ersten Wochentags,
gingen Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach der Grabstätte
zu schauen. Und da! Ein Beben ward, ein großes. Denn: ein Engel
des Herrn stieg aus dem Himmel hernieder und trat hin, wälzte den
Stein weg und setzte sich darauf.
Gebet:
Lasset uns beten:
Wir danken dir, Gott, allmächtiger Vater, und preisen dich für
dein Wirken in dieser Welt, durch unseren Herrn Jesus Christus. Denn inmitten
einer Menschheit, die gespalten und zerrissen ist, erfahren wir, daß
du Bereitschaft zur Versöhnung schenkst. Dein Geist bewegt die Herzen,
wenn Feinde wieder miteinander sprechen, Gegner sich die Hände reichen
und Völker einen Weg zueinander suchen. Dein Werk ist es, wenn der
Wille zum Frieden den Streit beendet, Verzeihung den Haß überwindet
und Rache der Vergebung weicht. Darum können wir nicht aufhören,
dir zu danken und dich zu preisen.
Gemeinsames
Schuldbekenntnis -
Vergebungsbitte:
GL 56,5
Lied:
Alle Knospen springen auf. .
Segen und
Entlassung
Wir wollen um
Gottes Segen bitten: Der bannherzige Gott hat uns den Glauben an das Kommen
seines Sohnes geschenkt; Er segne und heilige uns durch das Licht seiner
Gnade. Amen. Er mache uns standhaft im Glauben, froh in der Hoffnung und
eifrig in den Werken der Liebe. Amen. Die erste Ankunft des Erlösers
sei uns Unterpfand der ewigen Freude, die er uns schenken wird, wenn er
wiederkommt in Herrlichkeit. Amen. Das gewähre uns der gütige
Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen. Gehet hin und
bringt Frieden zu den Menschen.
- Dank sei Gott
dem Herrn.
Hinweis:
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Nehmen
Sie den Stein mit nach Hause und erinnern Sie sich daran: Es gibt
auch in mir ein steinernes Herz, das warm und lebendig werden will.
Es gibt auch in meinem Leben viele kleine Schwächen, von denen
ich frei werde, wenn ich von mir weg auf den anderen schaue. Es gibt
auch in meinem Leben einen schweren Stein, der doch das Leben nicht
erdrücken kann, denn wir haben die Zusage unseres liebevollen
Gottes, der uns immer aufs neue sagt: Ich bin für euch dal |
Schlußlied:
GL 300 Solang es Menschen gibt auf Erden. .
Texte
früherer Bußgottesdienste
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