Arnbacher
Gespräche Übersicht
Arnbacher
Gespräche 2005
Bericht
des Münchner Merkur/Dachauer Nachrichten -
Bericht der Süddeutschen Zeitung/Dachauer
SZ
Junge Menschen erfahren es besonders deutlich,
dass es in den letzen Jahren immer schwieriger wird, eine feste und dauerhafte
Arbeit zu finden. Und ältere Menschen werden früh aus dem Arbeitsleben
hinausgedrängt und sehen sich am Ende ihrer Chancen angekommen. Die zunehmend
schärferen Arbeitsbedingungen umschreibt man beschönigend mit Flexibilisierung
der Berufswelt.
Die Ideen von Wirtschaft und Politik, wie Arbeit gestaltet werden kann, sind
beschränkt. Dabei verwirklicht sich der Mensch erst in der Arbeit. Sie
sichert seine Existenz und Würde. Der Sozialwissenschaftler Prof. Dr.
Wolfgang Bonß von der Universität der Bundeswehr in München
hat dazu über das Thema referiert: "Arbeit ist Lebensqualität -
Zur Zukunft der Arbeit:"
Reihe
zur Zukunft der Arbeit in den Arnbacher Gesprächen des Katholischen Landvolks
Dachau
Soziale Frage von erdrückender Dimension
Bericht der Süddeutschen Zeitung - Dachauer SZ vom 7.2.2005
![]() Der Referent Prof. Bonß |
Arnbach
- Trotz widrigen Wetters kamen rund 35 Teilnehmer zum ersten Abend der
20. Arnbacher Gespräche der Katholischen Landvolkbewegung Dachau. Vor 40 Jahren sei es selbstverständlich gewesen, dass alle Arbeit haben (Vollbeschäftigung), und zwar als Vollzeitarbeit. Nach der Ausbildung folgte in der Regel ein unbefristetes Arbeitsverhältnis; man konnte sich darauf verlassen, dass man bis zum normalen Rentenalter in einem sicheren Arbeitsverhältnis war. Das habe sich grundlegend geändert. Viele einfache Tätigkeiten in der Produktion sind durch die Automatisierung weggefallen. Es werden zunehmend höhere Qualifikationen gefordert, vor allem in Planungs- und Entwicklung. Zudem werde nicht mehr die Erfahrung der Älteren geschätzt, sondern das neueste Theorie-Wissen der Jungen, frisch von der Ausbildung weg. "Fraglich ist, ob dieser Trend gut ist". |
Der werde verstärkt durch weltweite elektronische Vernetzung. Das verändere Produktion und Arbeit. "Die herkömmliche Fabrik löst sich auf, der persönliche Arbeitsplatz verlagert sich überall dort hin, wo man sich gerade mit seinem Laptop aufhält". Noch dramatischer sei: "Produziert wird irgendwo in der Welt, wo es gerade günstig ist. Das heißt für uns, man braucht nicht mehr den kräftigen Handwerker, sondern den Symbolanalytiker, der plant und schreibt, eine Tätigkeit, die immer mehr auf Frauen zuläuft. Diese Entwicklung führte bereits seit den 70er Jahren zu einer Beschäftigungskrise.
Mit zehn Prozent Arbeitslosen müsse man leben, meinte der Referent, eigentlich seien es noch mehr, die keine volle Erwerbsbeschäftigung finden. Und wer eine Arbeit findet, muss mit einer zunehmend kurzfristigeren Anstellung rechnen, nur noch von Projekt zu Projekt. "Für junge Spitzenleute mag das gut sein. Aber mit der gewaltigen Steigerung der Qualifikationsanforderungen wird eine immer größere Gruppe auf der Strecke bleiben, Ältere und genauso Jüngere, deren Befähigung anders ist". Damit sinke natürlich der Wohlstand und -was die Teilnehmer besonders hervorhoben -, "es entsteht eine neue soziale Frage von erdrückender Dimension, ein Gefahrenpotential für Staat und Gesellschaft". |
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Die
Reihe "Geld - Gott - Gerechtigkeit" wird mit der Frage fortgesetzt: "Grenzenloser
Markt - wer zahlt die Zeche?" am Donnerstag, 17. Februar um 19.30 Uhr im Pfarrhof
Arnbach.
Als Referent kommt Dr. Christopher Stehr, Globalisierungsberater für mittelständische
Unternehmen
Die Zukunft der
Arbeit in den Ambacher Gesprächen
Problem für Staat und Kirche
Bericht
des Münchner Merkur - Dachauer Nachrichten vom 3.2.2005
![]() |
Dachau/Arnbach (red) -Unter dem Rahmenthema "Geld -Gott -Gerechtigkeit" stand der erste Abend der 20. Arnbacher Gespräche der katholischen Landvolkbewegung. Der Soziologe Prof. Dr. Wolfgang Bonß von der Universität der Bundeswehr gab eine schonungslose Analyse, wie sich unsere Arbeitswelt entwickelt. Vor 40 Jahren war es noch selbstverständlich, dass alle Arbeit hatten - Vollbeschäftigung, und zwar als Vollzeitarbeit. Nach der Ausbildung kam in der Regel ein unbefristetes Arbeitsverhältnis; doch man konnte sich darauf verlassen, dass man bis zum Rentenalter in einem sicheren Arbeitsverhältnis war. Das hat sich grundlegend geändert. Viele einfache Tätigkeiten in der Produktion sind durch die Automatisierung weggefallen. |
Es
werden zunehmend höhere Qualifikationen gefordert, vor allem in Planungs- und
Entwicklungsarbeiten. Zudem wird nicht mehr die Erfahrung der Älteren geschätzt,
sondern das neueste theoretische Wissen der Jüngeren, frisch von der Ausbildung
weg.
Fraglich ist, so Prof. Bonß, ob dieser Trend gut ist. Das werde verstärkt durch
die weltweite elektronische Vernetzung. In Sekunden ist man mit dem anderen
Ende der Welt verbunden. Das verändert Produktion und Arbeit. Die herkömmliche
Fabrik löst sich auf, der Arbeitsplatz verlagert sich dort hin, wo man sich
gerade mit seinem Laptop aufhält.
Aber noch dramatischer: produziert wird irgendwo in der Welt, wo es gerade günstig
ist. Das heißt für uns, man braucht nicht mehr den kräf tigen Handwerker, sondern
den Symbolanalytiker, der plant und schreibt, eine Tätigkeit, die immer mehr
auf Frauen zuläuft. Mit zehn Prozent Arbeitslosen leben Die Entwicklung führte
bereits seit den 70er Jahren zu einer Beschäftigungskrise; mit zehn Prozent
Arbeitslosen müsse man leben, meinte der Referent. Eigentlich seien es noch
mehr, die keine volle Erwerbsbeschäftigung finden. Und wer eine Arbeit findet,
müsse mit einer zunehmend kurzfristigeren Anstellung rechnen, nur noch von Projekt
zu Projekt. Bonß: "Für junge Spitzenleute mag das gut sein. Aber mit der gewaltigen
Steigerung der Qualifikationsanforderun gen wird eine immer größere Gruppe auf
der Strecke bleiben, Altere und genauso Jüngere, deren Befähigung wo anders
liegt."
Damit sinke der Wohlstand und -was von den Teilnehmern besonders herausgehoben wurde -damit entstehe eine neue soziale Frage von erdrückender Dimension, ein Gefahrenpotenzial für Staat und Gesellschaft. Auch wenn mit dieser Entwicklung andere Lebensqualitäten wieder stärker betont werden (Zeit haben, Ehrenamt, Eigenarbeit, Gemeinschaft), müssen Staat und Kirchen diese Situation als das zentrale Problem der Zukunft sehen. Es dürfe nicht sein, dass man nur noch von Hightech redet und es hinnimmt, dass Millionen Arbeitswilliger als lästige Sozialhilfeempfänger oder gar als überflüssig gesehen werden.
Ankündigung
der Arnbacher Gespräche 2005 in der Presse
Zum 2.Gespräch 2005 (Dr.
Christopher Stehr)
Zum 3.Gespräch 2005 (
Prof. Dr. Markus Vogt)