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EISENHOFEN
- Eigentlich hatte er Physiker werden wollen und viele Jahre
dieses Fach auch studiert: Pfarrer Alois Zenner, der am Sonntagabend
im Alter von dreiundsiebzig Jahren nach längerem Leiden
verstorben ist.
Zenner, der
zuletzt als Ruhestandspfarrer im Pfarrverband Erdweg mitarbeitete,
war einer der profiliertesten Seelsorger des Landkreises.
Wie nur wenige konnte er eine Vermittlerrolle einnehmen zwischen
dem Skeptizismus der modernen Gesellschaft und den Ansprüchen
des Evangeliums.
Selbst von
brillanter Intellektualität, grübelnd, zweifelnd,
antiklerikal und unkonventionell, scharte er immer wieder
Menschen um sich, die mit den traditionellen Formen von Kirchlichkeit
und Religiosität längst gebrochen hatten.
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Alois Zenner, 1923
im Saarland geboren, war von Jugend auf mit einem weitgespannten
Bildungshorizont vertraut. Der Vater war Schulrat und pflegte im
Dritten Reich intensive Kontakte mit dem Jesuitenpater Alfred Delp.
Eine Schwester Zenners wurde eine der ersten Professorinnen für
Geschichte in Deutschland. Er selbst nahm 1942 zunächst das
Studium der Naturwissenschaften auf, ehe ihn die Kriegserlebnisse
zur Philosophie und schließlich zur Theologie hinzogen. Nach
langen Studienjahren in München wurde er 1957 in Freising zum
Priester geweiht. Von 1959 bis 1963 leitete er die Geschäftsstelle
des Deutschen Katecheten-Vereins, von 1965 bis 1981 war er Hauptschriftleiter
der "Katechetischen Blätter" und ab 1971 hatte er einen Lehrauftrag
für Religionspädagogik am Institut für Ketechetik
und Homiletik in München inne.
Nach gesundheitlichen Rückschlägen
gab er die wissenschaftliche und publizistische Betätigung
auf und zog 1975 in den alten Pfarrhof nach Jarzt. Dort widmete
er sich der ländlichen Seelsorge in Giebing - später auch
im Pfarrverband Erdweg, als er seinen Wohnsitz nach Eisenhofen verlegte.
Kurze Zeit leitete er die Landvolkshochschule Petersberg. Von 1984
an fungierte er als geistlicher Beirat der Katholischen Landvolksbewegung
des Landkreises Dachau, bei dessen Neugründung er maßgeblich
beteiligt war. Als Referent und Berater des "Dachauer Forums" war
ihm die Erwachsenenbildung des Landkreises ein besonderes Anliegen.
Daß nur der mündige Christ eine Zukunft habe, daß
die bevormundende Kleruskirche am Ende sei, all das waren tiefste
Überzeugungen Zenners, die ihm verständlicherweise manche
Feindschaft einbrachten.
Alois Zenner hat es sich mit sich
und seinem Glauben nie leicht gemacht. All die Widersprüche
des modernen Menschen waren in ihm präsent. Das hat ihn besonders
glaubwürdig gemacht. Menschlich von außerordentlicher
Liebenswürdigkeit, kannte er in der geistigen Auseinandersetzung
auch Polemik und Heftigkeit. Die katholische Kirche des Landkreises
verliert mit ihm einen unbequemen Mahner und beispielhaften Vordenker.
Dr. NORBERT GÖTTLER Publizist,Schriftsteller,
Regisseur
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