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Katholische Landvolkbewegung im Landkreis Dachau

Zum Tod von Landvolkpfarrer Alois Zenner

 

Nach langer schwerer Krankheit ist Pfarrer Alois Zenner, der bis ins letzte Jahr unser geistlicher Beirat in der KLB Dachau war, am 4.8.1997 gestorben. Er war maßgeblich an der Neugründung der KLB Dachau 1984 beteiligt.

Alois Zenner wurde 1923 im Saarland geboren. Sein Vater hatte im Dritten Reich intensiven Kontakt mit dem Jesuitenpater Alfred Delp. Alois selbst kam zum Reichsarbeitsdienst nach Polen. Als er sich weigerte, bei der Räumung eines polnischen Dorfes mitzumachen, kam er zu einer Strafabteilung, in der er gesundheitlich ruiniert wurde. Mit schwerer Lungentuberkulose wurde er entlassen, mit schwerer gesundheitlicher Belastung musste von da an zeitlebens zurechtkommen.

Alois studierte zunächst Physik. Die Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich führte ihn zur Philosophie und schließlich zur Theologie. 1957 wurde er in Freising zum Priester geweiht. Er war Geschäftsführer des Deutschen Katechetenvereins, Hauptschriftleiter der Katechetischen Blätter und Lehrbeauftragter für Religionspädagogik.

1975 übernahm er eine Pfarrei bei uns im Dachauer Land. Kurze Zeit leitete er die Landvolkshochschule Petersberg und wirkte bis ins letzte Jahr im Pfarrverband Erdweg mit. In der Trauer über den Tod unseres Landvolkpfarrers Alois Zenner vergessen wir nicht die Freude, daß wir ihm begegnet sind, vergessen wir nicht die Dankbarkeit, daß er jahrelang unser geistlicher Wegbegleiter in der Katholischen Landvolkbewegung Dachau war. Zu Herzen gegangen ist uns die Freundlichkeit, die er ausgestrahlt hat, aber auch wie entschieden er die Wahrheit gesucht hat.

Wir sind ihm dankbar, daß er uns in den Texten des Alten und Neuen Testaments die frohe Botschaft aufgeschlossen hat, daß Gott dem Menschen vorbehaltlos und ohne Vorleistung von Grund auf gut ist / daß Gott bei allem, was in unserem Leben dunkel und rätselhaft ist, unser Leben trägt und reifen läßt. Alois hat mit uns in der Katholischen Landvolkbewegung Dachau sein Ideal von Kirche gelebt, in der es kein hierarchisches Oben und Unten, keine Unterscheidung von Amt und Laien gibt, sondern nur ein geschwisterliches Miteinander. Daß der mündige Christ die Zukunft der Kirche ist, war seine tiefste Überzeugung. Den Priestermangel hat er als ein Zeichen des Heiligen Geistes gesehen, daß daraus neue Kräfte für eine lebendige Kirche erwachsen

Nicht das Festhalten an traditionellen Formen war ihm wichtig, sondern daß die biblische Botschaft in all den Zweifeln und Widersprüchen unseres modernen Lebens eine glaubwürdige Hoffnung verkündet. In unvergesslichen Bibelabenden hat er uns die Bibel so aufgeschlossen, daß sie für die Fragen unserer Zeit lebendige Antworten gibt. Alois hat uns einen Glauben vorgelebt, der nicht nur mit dem Herzen zu spüren, sondern auch mit dem Verstand anzunehmen war.

Als unser geistlicher Beirat hat er sich mit uns immer wieder neu auf den Weg gemacht zu Gott, er hat uns vorgelebt, daß es im Glauben an Gott keine fertigen Antworten und keine festgefügten Lehrsätze gibt, sondern daß wir ein Leben lang unterwegs sind zu Gott mit immer neuen Fragen und neuen Antworten. Er hat uns ein Gespür dafür gegeben, daß Gott nicht auf der Seite der bürgerlichen Besitzstände steht, sondern seine Liebe denen zuwendet, die in unserer Gesellschaft zu kurz kommen - und er hat uns immer wieder ermutigt, daß wir uns vom Anruf der Bibel packen lassen und uns mit dem Zustand von Kirche und Gesellschaft kritisch auseinandersetzen. In seiner Nähe ist für uns spürbar geworden, daß der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs vom Anfang seiner Begegnung mit dem Menschen bis zu Jesus und bis in unsere Zeit ein Gott ist, der in die Freiheit führt.

Daß dieser weltoffene Glaube, den uns Alois vorgelebt hat, in unseren Herzen weiterlebt, ist für uns ein Zeichen dafür, daß das Leben über den Tod hinausgeht.

Der Vorstand der Katholischen Landvolkbewegung im Landkreis Dachau


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