Arnbacher Gespräche Übersicht                   Arnbacher Gespräche 2013


Jahresthema 2013: Demokratie - das sind wir alle

2. Medien und Demokratie
 Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner, Universität der Bundeswehr  
Dienstag 19.Febr. 2013   

Der zweite Gesprächsabend der Katholischen Landvolkbewegung Dachau behandelte das Thema "Medien und Demokratie".
Die Referentin Gabriele Goderbauer-Marchner ist Professorin an der Universität der Bundeswehr in München, wo sie den neuen Studiengang "Wirtschaft und Journalismus" leitet. Zudem war sie vorher einige Jahre als Journalistin tätig.

Aus dieser reichen Erfahrung heraus legte sie in ihrem Vortrag einen breiten Fächer an Informationen dar über die heutige Medienlandschaft und der Wechselwirkung mit der Gestaltung von Demokratie.

Vor etwa 500 Jahren erfand Gutenberg die Buchdruckerei mit beweglichen Lettern. Dies war die Voraussetzung für die Verbreitung der ins Deutsche übersetzten Bibel. Dieser Buchdruck entsprach bis in die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts dem Stand der Technik.


In den 70er Jahren setzte dann die Digitalisierung ein. Die neuen digitalen Medien sind massentauglich und ihre Auswirkung auf unsere Gesellschaft ist auch heute noch nicht absehbar. In der Medienlandschaft suchen sie dominant ihre Position. Digitale Medien ändern die Rahmenbedingungen für Demokratie. Soziale Netzwerke, wie Facebook und Twitter verändern die Mediennutzung durch die Bürger und dies schlägt sich auch nieder auf das Verhältnis und die Einstellung der Bürger zur Demokratie.

Medien werden Mitmach-Medien. In sozialen Netzwerken kann Druck auf die Politik ausgeübt werden, indem Mehrheiten oder Verhinderungsmehrheiten gebildet werden und öffentlich präsentiert werden. Demokratie als repräsentative Demokratie wird immer mehr verstanden als Demokratie der direkten Art. Die Politiker nutzen diese Medien. Der Papst, der amerikanische Präsident, unsere Bundeskanzlerin und die meisten Abgeordneten des deutschen Bundestages sind bei Facebook und Twitter aktiv.

Die Referentin teilt die Bevölkerung in drei Gruppen ein. Die "Digital Natives" sind jene, die in die Welt der digitalen Medien hineingeboren wurden und ab ca. 1985 mit ihnen aufwuchsen. Sie benutzen diese Medien als ob es nie etwas anderes gegeben hätte.
Die "Digital Immigrants" sind jene, die sich mit diesen Medien erst als Erwachsene vertraut machen mussten.
Die "Digital Strangers" können oder wollen die digitalen Medien nicht mehr nutzen. Für diese dritte Gruppe besteht die Gefahr, dass sie von der neuen Politikkommunikation abgehängt und vergessen werden.

Neben den vielen Möglichkeiten, die die neuen Medien bieten, ging die Referentin besonders auf die Nebenwirkungen und Gefahren ein. Auch bei sozialen Netzwerken besteht am Bildschirm die Gefahr zu vereinsamen. Persönliche Daten werden gesammelt, deren weitere Verwendung oft unklar bleibt. Urheberrechtsverletzungen treten auf. Missbrauch und Cyberkriminalität breiten sich aus. Herkömmliche Medien wie Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunk müssen sich anpassen und haben deshalb gelegentlich Mühe ihren Qualitätsstandard zu halten. Gerade die Geschwindigkeit der Nachrichtenverbreitung führt hier zu Anpassungszwängen.
Laut Goderbauer-Marchner brauchte der Rundfunk 38 Jahre um 50 Millionen Nutzer zu erreichen. Das Fernsehen benötigte hierzu dreizehn Jahre, das Internet vier. Das soziale Netzwerk Facebook dagegen erreichte in nur neuen Monaten 100 Millionen Menschen.

Im Gespräch mit den Teilnehmern wurde vorgeschlagen, im Unterricht der Schulen digitale Medien zu behandeln. Es wurde aber auch deutlich, dass die Erwachsenen eher von den Kindern und Jugendlichen lernen können als umgekehrt. Angesichts der rasanten Entwicklung im Bereich der digitalen Medien und der Tatsache dass diese aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind, ist jeder gefordert, sich auch außerhalb der schulischen Bildung mit den Chancen und Risiken auseinanderzusetzen. Der zweite Arnbacher Gesprächsabend war hierzu eine sehr gute Gelegenheit.

Das dritte Arnbacher Gespräch findet am Donnerstag, 28. Februar 2013 um 19.30 Uhr im Pfarrhof Arnbach statt. Sebastian Frankenberger, der Initiator des Volksentscheides Nichtraucherschutz, behandelt das Thema "Direkte Demokratie - Möglichkeiten und Grenzen".

Pressemitteilung der KLB Dachau, von Werer Götz
und Dachauer Nachrichten vom 26.2.2013


Bilder: Alfred Bayer

Ankündigung der Arnbacher Gespräche 2013 in der Presse
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